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466 Psychische Studien, XXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1899.)
Spiritualisten-Kongress von 1900 ein Zielpunkt für die ganze
zivilisirte Menschheit werden, wo alle nach Wahrheit und
Gerechtigkeit hungernden Seelen das herz- und magenstärkende
Mittel („le cordial") fänden, dessen sie so sehr
bedürfen. Der von den Pariser Universalisten zwischen dem
11).und30. September geplanteMenschheits-Kongress,
dessen General-Sekretariat inzwischen auf dem Boulevard
du Temple 36 installirt wurde, hätte dann die spezielle
Aufgabe durch eine Vereinigung der weitsichtigsten und
edelsten Anhänger aller Parteien unter allen Völkern der
Erde im Geiste echter Menschenliebe und auf Grund wissenschaftlicher
Erkenntniss die Mittel und Wege zu finden, um
durch Vermehrung und allgemeine Verbreitung der bis jetzt
gewonnenen Kenntnisse ein möglichst thätiges Zusammenwirken
Aller zum Wohlsein, zur Vervollkommnung und zum
Glück der Menschheit, sowie zur Verbesserung des Looses
aller ihr nützlichen Wesen herbeizuführen.
Der ökonomische Krieg, noch schrecklicher als der mit
den Waffen, drängt die durch materialistische Irrlehren
bethörten Massen mehr und mehr zu einem rücksichtslosen
Kampf aller gegen alle, der die menschliche Kultur mit
dem Untergang bedroht; wenn es nicht gelingt in einem
auf greifbare, wissenschaftlich beweisbare und folglich für
jedermann begreifliche und einleuchtende Thatsachen begründeten
Spiritualismus den Individuen, dem arbeitenden
Volk, den Nationen den rettenden Leuchtthurm zu zeigen.
Frankreich hat in den jüngsten Tagen durch die Ueber-
windung seiner inneren Sch wierigkeiten, unter welchen
ein zum Chauvinismus entarteter Patriotismus die Stimme
der Gerechtigkeit zu ersticken drohte, von neuem die Kraft
gefunden, seine schöne Kulturaufgabe des Vorkampfs der Ideen
von Recht und Wahrheit wieder aufzunehmen, nachdem es
den „Intellektuellen", unter Zold% wahrhaft grossem Vorgang,
endlich gelungen ist, durch eine glückliche Operation das
eiternde Geschwür zu beseitigen, das die besten Säfte eines
hochbegabten und edel gesinnten Volkes schon vergiftet zu
haben schien. Möge die Weltausstellung von 1900, bei der die
geistige Elite der Kulturmenschheit sich zusammenfinden wird,
dazu beitragen, jene Annäherung Frankreichs an Deutschland*)
*) Wir verweisen, abgesehen von dem Entgegenkommen des
deutschen Kaisers, auf das im Ganzen gewiss erfreuliche Ergebniss
der hierüber von der neu begründeten „Revue franco-allemande"
(Deutsch-französisch* Kundschau, Verlag von 6'. Haushalte^ München,)
in den letzten Monaten veranstalteten Enquäte. Nr. 8 und 9 enthält
Deutschlands Antwort (darunter auf S. 127 auch die des Schriftleiters
der „Psych. Stud."), Nr. 10 und 11 die Antwort Frankreichs, welche
hoffen lässt, dass die auch dort zahlreichen und geistig hochstehenden
Friedensfreunde immer mehr an Einfluss gewinnen werden. Red.
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