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Maier: Zum 4. Internationalen Psychologen-Kongress in Paris». 467
herbeizuführen, welche augenscheinlich im Interesse der beiden
grossen Kulturvölker liegt und welche eine neue Aera des
Weltfriedens bedeuten würde. — Dass der Internationale
Psychologen-Kongress nicht nur seine spezielle wissenschaftliche
Aufgabe erfüllen, sondern auch wesentlich zum besseren
Verständniss und zur allmählichen aufrichtigen Aussöhnung
beider Nationen mitwirken wird, dafür bürgen uns schon
die Namen seiner Veranstalter und Leiter. Wir glauben
wohl voraussetzen zu dürfen, dass kein Mitglied einer deutschen
psychologischen Gesellschaft und auch kein okkultistischer
Forscher, dem sich eine günstige Gelegenheit bietet, es versäumen
wird, einen Kongress zu besuchen, in dessen Komite
ein Charles Riebet sitzt. Möge das Ergebniss ein allseitig
befriedigendes sein!
Animiert! us oder Spiritismus?
Zu dieser Streitfrage liefert uns ein seit Jahren eifrig
experimentirender, in letzter Zeit jedoch durch die von
ihm mit grosser Schlauheit herbeigeführte Entlarvung hysterischen
Schwindels von Seiten eines angeblichen Mediums
sehr skeptisch gewordener Mitarbeiter der „Psychischen
Studien" einen neuen Beitrag. Derselbe schreibt: —
Göppingen, den 24. Mai er.: Verehrter Freund! Damit
Sie sehen, dass ich trotz aller Misserfolge nicht ruhe,
will ich Ihnen heute wieder einmal etwas aus meiner Praxis
mittheilen, event. Ihren Rath einholen. Vor einigen
Tagen war jemand, der von meiner Beschäftigung mit dem
Okkultismus wusste, bei mir und fragte, ob nicht ein Weib
zu mir kommen dürfe, das angeblich von dem Geist ihres
verstorbenen Mannes geplagt werde. Auf Bejahen kam
das Weib. Sie ist in den 50er Jahren, sieht ziemlich
nüchtern aus, und hat ihrer Lebtage sonst noch kein geheimnissvolles
Erlebniss gehabt. Sie theilte mir mit, dass
sie bereits dem evangelischen Dekan ihr Leid geklagt habe,
welcher schlechtweg erklärte: „Das kommt von den Nerven 1"
Auch war sie bei Blumhardt in Boll, der sie gläubig annahm
, ihr die Hände auflegte, mit ihr betete etc. (Nebenbei
bemerkt betreibt Blumhardt den Spiritismus, wie wir
hier, durch Sprechmediumschaft.) — Der „Geist" wich jedoch
nicht. — Der Thatbestand ist kurz folgender: Vor ca.
zwei Jahren nahm die Frau, die allein steht, in ihrem
Zimmer nächtlicherweile ein eigenthümliches Geräusch
wahr, wie wenn jemand mit Papier ihre Wände abreiben
würde. Das wiederholte sich oft, und sie hielt es sofort
für „geisterhaft". Einige Wochen nach Beginn des Geräusches
erfuhr sie, dass ihr Mann, der sie längst verlassen
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