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Kurze Notizen.
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damit, in diesem Sinne sei es vollkommen wahr, wenn es in
der Schrift heisse, um erhört zu werden, müsse man glauben.
d) Das Telephon ohne Draht. Die oberitalienischen
Zeitungen beschäftigen sich seit einiger Zeit mit der Erfindung
des Telephons ohne Draht und heben dabei mit
Genugthuung hervor, dass auch diese Erfindung einem
Landsmanne Marconiy% zu verdanken ist, der die drahtlose
Telegraphie ersann. Das Gespräch ohne Draht soll zunächst
nur für den Verkehr auf dem Wasser bestimmt sein. Bis
jetzt lagen über die interessante Neuheit nur kurze Berichte
vor, inzwischen findet sich im „Secolo" ein ausführlicherer
Artikel, der so lange vorhalten muss, bis der Erfinder^ario
Russo d'Assar sich selbst in einer wissenschaftlichen Zeitschrift
äussert. d'Assar baut seine Erfindung auf die That-
sache auf, dass der Schall sich im Wasser viel intensiver
fortpflanzt, als in der Luft. Er konstruirte daher einen
„Schallsaramler", der die Form eines von oben nach unten
zusammengepressten Doppelkegels hat, so etwa, als wenn
zwei massig hohe Trichter mit der Grundfläche aufeinander
gesetzt würden. Die beiden Trichter sind durch ein kreisförmiges
Band oder einen Gürtel von einander getrennt, der
etwa zehn runde Membranscheiben enthält, die in ihrer
Empfindlichkeit alle Tonwellen auffangen und durch einen
im Hohlraum befindlichen Mechanismus aus dem Wasser
bis zur Kommandobrücke des Schiffes hinauf leiten, dorthin,
wo sich das „Telephon" befindet. Zum Unterschiede von
unserem Telephon ist dieses mit einem Zeigerapparat verbunden
. Dieser besteht aus einem in zwei Theile getheilten
Quadranten, die den zwei Seiten des Schiffes entsprechen.
In jedem dieser Theile läuft ein Zeiger, der die Richtung
angiebt, aus der sich ein fremdes Schiff nähert, während
zugleich eine Klingelvorrichtung warnt und ein phonischer
Apparat das Stampfen der Maschine des ankommenden
Schiffes akustisch wiedergiebt. Ueber die Einzelheiten klärt
uns der „Secolo" nicht auf, versichert aber, dass es gelungen
sei, durch Mikrophone das Geräusch des eigenen Schiffes
unschädlich zu machen, so dass alle Geräusche bis auf
7 Kilometer im Umkreis rezipirt und gemeldet werden, so
zwar, dass fernerhin für Schiffe, die mit der neuen Erfindung
ausgerüstet sind, die Gefahr eines Zusammenstosses verschwinde
und Kriegsschiffe gegen Ueberraschung durch
Torpedo- und unterseeische Boote geschützt seien. Schliesslich
falle auch das umständliche Signalisiren mit Plaggen fort,
da die Schiffe der Zukunft bis auf Ii, 7 Kilometer Entfernung
mit einander sprechen könnten. So weit der „Secolo."
Der Erfinder, der schon in Genua und Turin Vorträge
Psychische Studien. August 1899. 32
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