Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 477
(PDF, 195 MB)
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Litteratnrberieht.

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Beurtheilung ist das Objekt der Untersuchung. — Die Fehler der Zöschen
Thatsachenkritik lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen: Mangel an
Logik, unrichtige Darstellung der Thatsachen, Aufstellung unbewiesener Behauptungen
. Zum Beweis hierfür gestatte ich mir, einzelne Fälle anzuführen.

Eines der Hauptargumente L?s gegen die Annahme supernormaler
Erscheinungen besteht darin, dass er im gegebenen Falle eine Fehlerquelle
als möglich nachweist und daraus die Werthlosigkeit des Berichtes ableitet
. X. begeht dabei einen logischen Fehler. Es genügt keineswegs,
zur Entkräftung der Thatsachen die Möglichkeit einer Fehlerquelle
zu behaupten. Damit bräche alle Wissenschaft zusammen, denn es giebt
keinen Versuch, bei dem nicht die Möglichkeit von Fehlern denkbar wäre.
Es kommt vielmehr darauf an, dass das Denkbar - Mögliche auch that-
sächlich wahrscheinlich ist. Beispielsweise wäre es denkbar möglich
, dass gewisse Experimente X.'s Produkt seiner Phantasie sind; kein
Vernünftiger wird aber behaupten wollen, dass deswegen diese Versuche
werthlos sind; denn es fehlt die Wahrscheinlichkeit, dass das Denkbar-
Mögliche auch that«ächlich statthat. Ein Beispiel hierfür bietet die Art
und Weise, mit der L. die bekannten Experimente von Crookes mit Rate
King hinweg eskamotirt L. giebt zu, dass das Phantom vorhanden und
von dem Medium verschieden war. Er behauptet nun, es sei möglich,
dass eine Verwandte des Mediums den Geist gespielt habe und kommt zu
dem Schluss, dass der Bericht werthlos sei. Wer die Crookes1 sc^cn Versuche
kennt, wird zugeben, dass diese Annahme ganz unwahrscheinlich
ist. Die Versuche fanden während drei Jahren in der Privatwohnung von
Crookes statt; drei Jahre lang müsste also die hypothetische Verwandte
sich unbemerkt in der Wohnung verborgen gehalten haben, ohne dass sie
je von einem Familienmitglied bemerkt wurde. Aber es kommt noch
hinzu, dass Crookes vor den Sitzungen das Zimmer genau durchsuchte
(cf. Aksakow S. 245) und es abschloss (Psych. Stud. 1875, S. 19), um zu
verhindern, dass eine fremde Person die Hand im Spiele hatte. Es war
also unmöglich, dass ausser dem Medium jemand im Zimmer war — und
doch erschienen die beiden Gestalten. Die theoretisch-mögliche Annahme
L 's war also thatsächlich unmöglich. Und auf solche Logik
hin wagt L., Crookes einen Phantasten (S. 270) zu nennen! Aehnlich
ergeht es Zöllner (S 296 ff.). L. behauptet, es wäre möglich, dass bei
dem berühmten Knotenexperiment Slade eine präparirte Schnur mitgebracht
und dann statt der von Zöllner gelieferten betrügerisch verwendet
hatte. Wer den Z.'schen Bericht kennt, wird zugeben müssen, dass die
L 'sehe Hypothese mehr Phantasie erfordert, als die Zöllner1 sehe. Z.
hat bei hellem Tageslicht seine Schnur auf den Tisch gelegt, festgehalten
und nicht aus den Augen gelassen. Er beobachtete mit den anwesenden
Gelehrten genau Slade's Hände und trotz dessen fanden sich
innerhalb weniger Minuten Knoten in der geschlossenen Schnur. Zöllner
und seine Freunde müssten blödsinnig gewesen sein, um nicht zu bemerken,
dass Slade die Schnuren vertauschte. — L. versucht seine Behauptung
durch den Umstand zu stützen, dass Zöllner in seinem Bericht eine Bemerkung
über vorher stattgefundene Fehlversuche weggelassen habe und
bei diesen Fehlversuchen habe sich Slade wohl das zweite Exemplar der
Schnur mit Zöllnern Siegel angeeignet. Zöllner hatte aber gar keine
Ursache, diesen bedeutungslosen Umstand zu erwähnen, da die Bedingungen
seines Experimentes den von //. unterstellten Betrug ausschlössen. Es müsste
also die Weglassung eines bedeutungslosen Umstandes einen Bericht entkräften!
Aber L. geht noch weiter. Alle, ich bitte zu beachten, alle Experimente
Zöllner*$ hätten jeden Werth verloren, weil Z. in dem einen Falle einen
Umstand weggelassen habe. Mit solcher Logik entzieht sich L. z. B. der
Prüfung des Knotenexperimentes vom 9. Mai (Wissensch. Abhandlungen II,
904 ff., Psych. Stud. 1879, S. 122). Verdient so etwas noch ernst genommen
zu werden? Die weiteste Anwendung des berührten logischen


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