http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0488
478 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1899.)
Fehlers macht Z. aber S. 454. Dort erläutert Z. die Entstehung merkwürdiger
Mittheilungen der Medien aus der Reproduktion latenter Erinnerungsbilder
. Dabei kommt er zu dem Resultat, dass es vollständig
bedeutungslos ist, wenn ein Medium behauptet, von einer bestimmten
Sache nichts zu wissen. Damit erklärt Z. a priori die Unmöglichkeit,
jemals festzustellen, dass eine Mittheilung nicht dem Bewusstseinsinhalt
des Mediums entstammt, falls es möglich war, dass das Medium sie erfahren
hat. Auch hier lässt Z. die Prüfung der thatsächlichen Wahrscheinlichkeit
ausser Acht.
Bei der Besprechung der Zöllner1 sehen Versuche haben wir bereits
einen weiteren logischen Fehler berührt: Die Verallgemeinerung des einzelnen
Falles. Z. scheut nicht davor zurück, aus dem Nachweise, dass in einem
Falle ein Fehler vorliege, die Fehlerhaftigkeit aller ähnlichen Fälle herzuleiten
. Wir sahen bereits, wie Z. aus der Entlarvung Paladine?* in
Cambridge schloss, dass dadurch alle Versuche mit ihr die Beweiskraft
verloren hätten (S. 457.) — Den Bericht des Richters Edmonds (4ksa*
kon\ 424 ff) entkräftet Z dadurch, dass e r (Lehmahn) einmal nach dieser
Richtung bei einem Experiment Misserfolge gehabt habe! (S. 257.) Bewegungen
ohne Berührungen bezweifelt Z „aus guten Gründen1* (S. 252),
weil er sie nicht konstatirt hat. - Alle physikalischen Medien sind
Taschenspieler, weil öfters solche Medien entlarvt worden sind (S. 457).
Die Weissagungen der Mrs. F. werden ausnahmslos für Reproduktion un-
bewusster Erinnerungsbilder erklärt, weil dies in einzelnen Fällen der Fall
war (S. 450). Ein Medium Josty hat sich später dem Trunk ergeben,
folglich hat es früher betrogen! (S. 280.) So geht es fort. Wem es
Spass macht, der kann diese Proben verzehnfachen.
Auch sonst macht Z. logische Schnitzer. So behauptet er z. B., die
Berichte Aksakow's über Paraffin-Abgüsse seien werthlos, weil nicht konstatirt
wurde, ob das Medium nicht eine Giessform bereits bei sich trug
(S. 286.) Das ist aber gar nicht der springende Punkt. Es genügt der
Nachweis, dass das Medium von einer solchen Form nicht Gebrauch
machen konnte. Wie sollte das Medium z. B. in dem bei Aksakow S. 171
ff. berichteten Falle die Form betrügerisch in einen verschlossenen Kasten
hineinpraktiziren ? — Mit solcher virtuosen Logik gelingt Z. schliesslich
auch der Nachweis, dass die Experimente von Crookes mit Home ein
Phantasieprodukt und Selbstbetrug des berühmten Gelehrten sind
(S. 270). Z. weist darauf hin, dass Crookes über seine Sitzungen zwei
Berichte veröffentlicht hat; einen ungenauen im Jahre 1871 und das genaue
Tagebuch 1889. Hieraus folgert er, dass der erste Bericht werthlos
sei; der zweite Bericht aber sei ganz unwissenschaftlich. Für die letztere
Behauptung bleibt er allerdings den Beweis schuldig. Es scheint, als ob
Z. auch hier üngenauigkeit involvire. Aber Crookes schreibt in seinem
Tagebuch ausdrücklich, dass er seine Aufzeichnungen während der Sitzungen
detaillirt niedergeschrieben und auch die Fehlversuche aufgeführt habe. .
Crookes war ein geschulter Beobachter, und seine Beobachtungen haben
so lange Werth, bis sie nicht als falsch erwiesen sind. Diesen Beweis
hat Z. nicht erbracht. Was soll man aber sagen, wenn bei dem Versuche,
Crookes' ersten Bericht zum Phantasieprodukt zu stempeln, Z. folgendes
Manöver ausführt: Er behauptet, wer die Berichte von 1871 lese, bekomme
den Eindruck, als seien die Versuche in wenigen Sitzungen, in denen
alles ganz glatt ging, ausgeführt worden . , . „Die psychische Kraft
Hornels wirkt mit einer Präzision, als ob sie von einer Maschine
ausginge." Und was schreibt Crookes im Jahre 1871? (S. 47 des Berichtes
.) „Die Experimente sind sehr zahlreich, aber infolge der
launenhaften Art und Weise, mit der die Kraft ausgeübt wird, und
der Thatsache, dass H. einer unberechenbaren Ebbe und Fluth
dieserKraft unterworfen ist, hat es sich nur selten ereignet, dass ein
bei einer Gelegenheit gewonnenes Resultat sich noch bei einer folgenden
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0488