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Litteratarberiebt.
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hätte bestätigen lassen.*1 Damit haben wir zugleich eine Probe für die
Ungenauigkeit geliefert, mit der L. Berichte wiedergiebt. Es ist das der
schwerste Vorwurf, den man einem Forscher machen kann: Thatsachen
zu entstellen. Ich bitte, sich aus dem folgenden selbst ein Urtheil zu
bilden, ob dieser Vorwurf begründet ist.
S. 257 referirt L. das bekannte Experiment Jksakorv% bei dem das
Medium die Sentenz „Emek habacha11 unbewusst niederschreibt. „Aksa-
kotv kam zuletzt zu dem Resultate" — erzählt L. — dass sein
Medium die betreffenden Aussprüche wahrscheinlich in einem Buche gelesen
und bald wieder vergessen hatte.** Man schlage Aksakow
auf. Dort steht S. 486: „Die Medien haben mir versichert, das Buch
niemals gesehen zu haben," und S. 491: „Durch welches Mittel befand
sich das Gehirn des Mediums mit dem Inhalt des Buches in Rapport gesetzt
? Denn dass das geschehen wäre auf natürlichem Wege — aus
direkter Lektüre — das einzuräumen verweigere ich." Sollte
L. etwa das A.'sche Werk auch nur flüchtig gelesen, dann vergessen und
schliesslich das Erinnerungsfragment unbewusst reproduzirt haben?
Von der Ungeuauigkeit, mit der L. aroeitet, giebt folgendes eine
weitere Probe. S. 261 referirt L. den Bericht des I. Unterkomitees der
Dialektischen Gesellschaft. Dieser Bericht konstatirt, dass Bewegungen
eines Tisches ohne Berührung vom Komitee exakt festgestellt worden sind,
(cf S. 19 des Berichtes.) L. äussert sich nun wie folgt: „Der Werth des
Berichtes wird dadurch abgeschwächt, dass nicht alle Mitglieder des Komitees
darin einig sind, dass alles ganz richtig zugegangen sei. Mehrere Mitglieder
, und noch dazu die angesehensten, haben lange Separatvota, in
denen sie zu ganz abweichenden Resultaten kommen, abgegeben" . . so
z. B. ein Mr. Jeffery t dessen Gutachten sich — nach Lehmann - mehrere
andere Komiteemitglieder einfach angeschlossen haben.
Ich stelle fest, dass die Bewegung des Tisches in der 38. Sitzung des
I. Unterkomitees ^1, S. 146) festgestellt wurde. Die „mehreren Mitglieder",
die sich abweichend äusserten, schmelzen auf drei zusammen: Edmunds y
Jeffery und Geary. Die „anderen Komiteemitglieder", die sich Jeffery
angeschlossen haben sollen, habe ich bis jetzt nicht in meiner Ausgabe
des Berichtes entdecken können. Möglich, dass ich sie übersehen habe.
Selbst wenn sie vorhanden wären, würde sich aber nach L. ihre Ansicht
mit der Jefferu's decken. Dass die drei Mitglieder die angesehensten waren,
ist eine der Zöschen Verallgemeinerungen. Geary und Jeffery sind unbekannte
Grössen, und nur Edmunds nahm eine hervorragende Stellung ein.
Wie steht es nun aber mit diesen drei abweichenden Voten? Schwächen
sie wirklich den Bericht ab? Der Leser möge entscheiden.
Der Bericht des Dr. Edmunds (S. 56 ff.) bezieht sich überhaupt
nicht auf die Sitzungen des I. Unterkomitees, denen Edmunds gar nicht
beigewohnt hat (S. 106), sondern auf ganz andere Thatsachen!!
Jeffery hat mit keinem Worte die Resultate entkräftet, sondern erklärt
ausdrücklich (S. 97;: „Dass mehrere von uns Zeugen merkwürdiger Erscheinungen
waren, welche wir nicht im Stande gewesen sind, auf Betrug
oder Täuschung zurückzuführen." Es bleibt mithin bloss das Votum
von Geary (S. 99 des Berichtes) übrig. L. hat damit Pech. Geary hat
nicht an sämmtlichen 40 Sitzungen des Komitees, sondern nur an zwei
derselben tkeilgenommtn (1, 106). Da nun nach Z.'s Untersuchungen
über Beobachtungsfehler der Beobachter über Schulung an seinem speziellen
Gebiet verfügen muss, kann Geary überhaupt nicht als klassischer Zeuge
gelten. Das schönste aber ist, dass Geary gerade an der 38. Sitzung
nicht theilgenommen hat, denn im Protokoll (I, 146) steht vermerkt, dass
alle Theilnehmer das supernormale Phänomen konstatirten. Da Geary
anderer Ansicht ist, kann er nicht unter jenen Theilnehmern gewesen sein.
Was soll man aber zu folgendem sagen? L, erklärt die photographischen
Versuche Beatlie's dadurch, dass wahrscheinlich das Medium Josty
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