Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 480
(PDF, 195 MB)
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480 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1899.)

die Bilder gefälscht habe (S. 281). Nun sagt aber Bealtk ausdrücklich
(Aksakotv, S. 56): „Ich verrichtete die gansu; dazu erforderliche Arbeit
selbst, mit alleiniger Ausnahme der Abdeckung der linse, was Mr. Josfy
that." Wie reimt sich das zusammen >

Zum Schluss bitte ich, noch folgende Piobe L.'scher exakter Darstellung
zu prüfen. Es handelt sich um jene Photographie Aksakow's,
auf der dus Medium Egiinton mit einem Phantom photographirt ist (Psych.
Stud. 1887, 97 ff»)- ^- £ieDt zu, dass das Medium Helfershelfer nicht
gehabt haben kann. Aber „Aksa/iun''s Schildeiung schliesst keineswegs die
Möglichkeit aus, dass Egiinton beide Rollen gespielt hat, indem er abwechselnd
... bald in seinen eigenen Kleidern und bald in denen des
Geistes auftrat'* (S. 284). L. lässt es weiter als wahrscheinlich erscheinen,
dass Eglinlon sich einer Puppe bedient hat. Nun sind Phantom und
Medium gleichzeitig vor dem Vorhang erschienen. Es muss also eines
die hypothetische Puppe gewesen sein Wie ist das aber möglich, da
beide sich zu gleicher Zeit bewegten? Das Phantom, eine lebensvolle
Gestalt mit ernsten schwarzen Augen, neigte sich zu Eglinlon herab und
magietisirte ihn. Egiinton erhob sich langsam und stellte sich auf seine
Füss2, worauf ihn die Gestalt hinter den Vorhang führte. Ein2 lebende
Puppe als deus ex machina — nicht übel. L. hat die Photographie beigefügt
. Darauf ist alleidings nur ein nebelhaftes Geschmier zu sehen.
Leider hat es mit der Original-Photographie nur entfernte Aehnlichkeit.
.Die beste Reproduktion befindet sich in dem spanischen Werke „Lo
espiritus4' von Dr. Acevedo, Bd. II].

Bezüglich der unbewiesenen Behauptungen Z.'s kann ich mich kurz
fassen. Das Vorhergehende bietet bereits dazu eine Illustration. Der
Mann, der sich über Zöllners gottliche Grobheit beschwert, verdächtigt
s«*ine Gegner in schwerstem Maasse. Lrookes ist ein Phantast und Selbstbetrüger
(S. 270), Zöllner „nicht ganz normal'* (S. 290), Lodge, Eichet,
Dariex, Myers, Sidgtvick Betrogene (wie aus S. 457 hervorgeht), Aksa-
kotv „nicht viel besser als seine Glaubensgenossen'* (S. 278), alle Gelehrten,
die cür die Existenz supernormaler Fähigkeiten eingetreten sind, Betrogene
und auf der anderen Seite alle Medien Betrüger, die physikalischen
Medien sogar bewusste Betrüger. Ueber jener Rotte von Betrügern
und ^etrogeuen aber thront in leuchtender Majestät der Weise von Kopenhagen
— Lehmann.

Ziehen wir das Resultat, so ergiebt sich, dass in einer Reihe von Fällen
Z.'s Kritik unlogisch und unwissenschaftlich ist. Daraus folgt weiter, dass
man berechtigt ist, ii den übrigen Fällen der kritischen Thätigkeit £.\s
Misstrauen entgegenzubringen. X.'s Ansichten können nicht auf seine
Autorität hin Geltung beanspruchen. Man wird vielmehr jeden einzelnen
Fall nachprüfen und diese Vorsicht auf alles, was L. schreibt, ausdehnen
müssen. Für den Laien wird das allerdings fast zur Unmöglichkeit, da
L. keine genauen Litteraturnachweise giebt. Ihnen wird daher das Werk
nicht zu empfehlen sein. Als unbefangener Forscher kann L. jedenfalls
nicht mehr gelten. So hat das Werk, das Us Autorität begründen sollte,
sie auch zerstört. Seine Kritik war ein Schlag in's Wasser. Der Pfeil,
der den Mediumismus zu Tode treffen sollte, flog auf den Schützen zurück.

Darüber duifen wir aber nicht die glänzenden Vorzüge dieses Werkes
vergessen. Es zu ignoriren oder mit einigen Schimpfereien abthun zu wollen
— wie es von spiritistischer Seite geschehen ist — hiesse nach einem
Kdeifalken mit Schmutz werfen. Dort, wo L allgemeine wissenschaftliche
Grundsätze entwickelt, erhebt sich seine Persönlichkeit zu voller geistiger
Grosse. Was er dort geleistet hat, wird ihm auf Jahre hinaus einen Platz
unter den ersten Erforschem des Mediumismus sichern. Darum kann man
L.'s Werk trotz seiner Fehler das höchste Lob zusprechen: dass es einen
Fortschritt der Wissenschaft bedeutet. Dr. Erich ßohn.


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