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Die supernormale Fähigkeit der Spraehenbildung. 485
reiferen, und endlich zu seinem Greisenalter, Mein Medium
hat aber umgekehrt am 10. März 1895 Simadini auf dem
. Scheiterhaufen, am 7. April 1895 und bei anderen Sitzungen
im Mai und Juni Simadini als Gattin, und schliesslich am
27. Oktober Simadini als Kind verkörpert. Allerdings kamen
später noch einige Inkarnationen der Simadini vor, aber
dieselben bezogen sich mehr auf kleinere Vorfälle, als auf
bedeutende Ereignisse. Das Medium offenbarte uns also
zuerst das später Geschehene, um nach und nach immer
mehr in die Vergangenheit einzudringen.
Meine zweite Bemerkung ist, dass wir wochenlang in
Ungewissheit waren, ob in der That ein Prinz Sivrouka
Nayaca und eine Prinzessin Simadini existirt haben, ob sie
in Tschadraguiri gelebt und sich im Jahre 1401 verheirathet
haben. Endlich entdeckte einer von uns nach langen Nachforschungen
, ich glaube in unserer öffentlichen Bibliothek
in einem alten Buche, das kein Mensch mehr liest und das
„Geschichte Indiens von Maries 1828" betitelt ist, folgende
Notiz: „Kanara und die angrenzenden Provinzen ... können
das Georgien Indiens genannt werden, man soll hier die
schönsten Frauen finden.. . Tschadraguiri ist eine ungeheure
Festung, welche im Jahre 1401 von dem ßajah Sivrouka
Nayaca erbaut wurde." Diese Worte stehen im ersten Bande,
S. 268 des erwähnten Werkes Wenn also Maries gut
unterrichtet war, würde es in der That einen Hindufürsten
des Namens Sivrouka Nayaca gegeben haben, der im Jahre
1401 in Kanara die Festung Tschadraguiri gegründet hat.
Was den Namen seiner Gattin Simadini betrifft, so werden
wir denselben wohl niemals in irgend einem Werke ausfindig
machen. Wir werden auch jedenfalls nirgends die
Richtigkeit der Angaben, dass sie als Kind in Arabien
lebte und in der Blüthe ihres Lebens auf einem Scheiterhaufen
verbrannt wurde, feststellen können«
In dieser ganzen Erzählung ist, wie man vielleicht sagen
wird, viel von dem Medium frei erfunden. Nichts einfacher
als das. Es liest in einem alten Werke einige Zeilen, die
sich auf Sivrouka Nayaca beziehen und giebt irgend einen
Namen, Simadini als denjenigen seiner Gattin an. Mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit lässt sie die bedauern swerthe
Frau eines Todes sterben, der als das gewöhnliche Schicksal
der indischen Wittwen bekannt ist, und der Betrug ist fertig.
Denjenigen nun, welche etwa die Ehrlichkeit des Mediums
anzweifeln sollten, will ich entgegnen, dass in den Sitzungen,
bei welchen Sivrouka und Simadini sich kundgaben, nicht
nur einfache Visions-Phänomene, sondern auch Inkarnationen
und Worte vorkamen, welche letztere in einer dem Sanskrit
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