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504 Psychische Stadien. XXYI. Jahrg. 9. Heft (September 1899.)
vorkommen können, ist klar, doch werden wir darauf noch
zurückkommen.
Ein wirklich ausgedehntes, mithin wirklich existirendes
Ding muss, sowohl in seiner Theilbarkeit als in seinen Beziehungen
zu Nachbarn, ein Beispiel der Unendlichkeit
und zugleich der Ganzheit des Alls darstellen, und
dies thun in der That die Objekte der räumlichen Welt,
welche eigentlich immer sphärisch, oder wie wir uns in der
Kürze ausdrücken, dreidimensional sind. Denn die „drei"
Dimensionen sind nur die Symbole einer Unzahl von
Dimensionen. Abgesehen davon, dass jene drei nur durch
die Multiplikation untereinander einen Sinn gewinnen, was
schon an sich ein abgekürztes Verfahren ist, besteht die
Hauptsache darin, dass jeder der Durchmesser, z. B. die
Breite eines Körpers, eigentlich nur Repräsentant einer
Vielheit ist, da das Ausgedehnte überhaupt eine Vielheit,
ja eine Unendlichkeit von Durchmessern ist, und wir uns
keine Grenzen der Theilbarkeit vorstellen können. Auch hier
stehen wir wieder vor dem in letzter Instanz Unbegreiflichen
des Weltalls.*) (Schluss folgt.)
Curiosa aus der Teufels-Periode des Mittelalters.
Klärungsversuche von Altem und Neuem.
Von G. Ij. Dank mar.
(Sohluss von Seite 456.)
f.
„Die Zauberinneu sollst Du nicht leben lassen," steht
schon im Exodus; trotzdem aber Todesstrafe darauf stand,
wurde die Todtenbeschwörung stets geübt. Diese
*) Und wie sehr solches zu beherzigen ist, folgt daraus, dass die
Breite, die Länge und die Höhe, gleichwie der Umfang der Dinge, von
denen wir reden, eigentlich nie auf die Wirklichkeit passen: so messen
wir z. B. die Länge oder die Breite eines anscheinend regelmässig
gebauten Zimmers nur an je einem Orte, in der Voraussetzung, dass
sich dieselben auch an allen anderen ebenso verhalten werden, und doch
ist dies immer nur annähernd der Fall. Um der Sache näher zu kommen,
mflsste man zunächst mehrere Breiten- oder Längendurchmesser nehmen
und das Mittel daraus ziehen; um der Wahrheit noch näher zu rOcken,
mtisste die Zahl der Messungen noch vervielfältigt werden, doch auch
dabei könnten wir nicht stehen bleiben und würden bemerken, dass eine
noch grössere Zahl von Durchmessern ein wieder um etwas differirendes
Mittel hergeben würde. Kurz, wie man durch Vervielfältigung der
leiten eines Vieleckes dem Kreise immer näher kommt, ohne diesen
jemals zu erreichen, so würde die wirkliche Länge, Breite oder Dicke
eines Körpers nur durch eine unendlich grosse Zahl von Durchmessern
ermittelt werden können.
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