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Dankmar: Curiosa aus der Teufels-Periode des Mittelalters. 505
kann man in Skiomantie, d. i. Schattenbeschwörung,
wo der Astralschemen heraufbeschworen wird, und
Nekromantie, wobei es zu wirklicher, fühlbarer
Materialisirung kommt, eintheilen. Die Käucherungen, für
die schon in Agrippa von Nettesheim*s: „Philosophia
occulta" ein Rezept zu finden ist, haben den Skiomanten
nicht nur in gehörige Prädisposition gesetzt, sondern müssen
auch den niederen Seelenbestandtheilen (Käma Rupa)
Material zur Bildung des Astralschemens geliefert haben.
Stets war die Meinung verbreitet, dass hier — ausser
Elementarwesen — nur die Seelenbestandtheile von Selbstmördern
, gewaltsam Gestorbenen u. 8. f. sich manifestiren.
In dem Agrippa zugeschriebenen 4. Buche der „Philosophia
occulta" steht schon, dass die höheren Seelenbestandtheile
durch solche vincula (Bindungsmittel), wie Raucherungen,
nicht herangezogen werden können. Bekanntlich haben in
neuerer Zeit Hofrath Eckartshamen und Kirchenrath Horst
mit Materialisationsräucherungen Versuche gemacht, die nur
zu gut gelungen sind; beide und die daran Theilnehmenden
sahen deutlich mehrere Gestalten schweben.*) Bemerkenswerth
ist, dass ein Mann wie Eckartshausen auch berichtet,
ihm sei Kunde geworden, wenn man auf Kirchhöfen räuchere,
könne man eine Menge Todter über den Gräbern schweben
sehen, was sich mit der indischen Geheimlehre deckt, wonach
auch über den Gräbern der Linga Sharira als
violetter Schemen schwebt und von Sensitiven erblickt wird.
Jung - StUling macht 2,u Eckartshausen1's Versuchen die
Bemerkung, dass dieses der durch keine physische Naturkraft
zerstörbare Auferstehungskeim sei; „... dass sich aber
die abgeschiedene Seele in ihm aufhalte, ist nicht wahrscheinlich
; vermuthlich überkleidet sie sich damit, wenn sie
einem Menschen erscheinen will."**) Jung-StUling, da er nicht
die Siebentheilung kannte, diesen Schlüssel zu vielen okkulten
Vorgängen, irrt sich, wenn er das über den Gräbern
Schwebende den „Auferstehungskeim" (Hebräisch „Habal
Garnim" = Hauch der Knochen) nennt; es ist das, was
Paracelsus, der sehr wohl die Siebentheilung kannte,
Evestrum oder „präfigurirten Körper" (— Schatten der
Seele) nennt.
Schon bei Luther finden wir die Beschwörung des
Astralleibes einer lebenden Jungfrau; auch Eckartshausen
*) Siebe in Horst* „Zanberbibliothek." Bd. VI. die zwei grossen
Fassnoten von S. 21—25 und 25—27. Man sehe auch Goethe1* Ueber-
setzung der Lebensbeschreibung Benvenuto Cellinfs, in welcher eine
Beschwörung durch Räucherungen im Colosseum zu Kom berichtet ist.
*•) Dr. /. H. Jung-SMmgx „Theorie der Geisterkunde." § 171,203 ff.
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