Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 507
(PDF, 195 MB)
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Dankmar: Curiosa aus der Teufels-Periode des Mittelalters. 507

wandelnden Männern, sondern ein abenteuerlicher, origineller,
den unteren Volkskreisen angehörender Mann, der aber
eben darum so leicht populär wurde, und so in seiner Person
die Hauptzüge aller Magie vereinigte, und als vollendetes
Exempel darstellte: Johannes F'mist, der letzte Magier
an der Grenze des Mittelalters und der Neuzeit. — Die
Nachrichten, welche wir über den historischen Faust
haben, sind unvollkommen genug, und wir können sie in
drei Theile eintheilen: 1) die Wittenbergischen Nachrichten
von Johannes Mennel und Augustin Lerchheimer*) dem Schüler
Melanchthon's, welcher Faust persönlich gekannt und von
ihm erzählt haben soll. Der Leibarzt des Herzogs Wilhelm
von Cleve Johannes Weier, und der Nürnberger Stadtrath
Philipp Camerarius* dessen Vater Melanchthon's Biograph
gewesen, entnehmen ihre Faust-HS Kehrichten jedenfalls der
Tradition dieses Kreises. 2) Die Oberrheinischen Nachrichten
von den beiden Zürichern Konrad Gessner und Ludwig Lavater.
(Letzterer ist der Verfasser des bekannten Werkes: „De
spectris, Lemuribus et magnis atque insolitis fragoribus"
1570, das trotz des pyramidalsten Aberglaubens „omnibus
veritatis studiosis summe utilis" sein soll!) Ferner der
Wormser Arzt Philipp Begardi und der Basler reformirte
Prediger Johannes Gast Endlich 3) die Nachrichten vom
Abte Johannes Trithemius, damals schon zu St. Jacob bei
Würzburg, und Kanonicus Konrad Mudt aus Gotha, einem
persönlichen Freunde Reuchlinh. Aus all diesen Nachrichten
kann man entnehmen, dass Johannes Faust} vulgo Sahellicus,
geboren zu Knittlingen 1490, ein unstetes Vagantenleben, als
fahrender Scholast, Magier und abenteuernder Gaukler
geführt und 1540 im Württembergischen gestorben ist.**)

Dieser Faust wird nun schon bald nach seinem Tode
der Held der Volkssage, der Liebling des deutschen Volkes
in Volksschauspielen und Puppenspielen, und endlich ist

*) Augustin Lerchheimer von Steinfeklen, (über den weder Soldan
noch Ktesewetter Näheres bringen), geb. 1522, f 1603, gebrauchte erst
seit 1561, in welchem Jahre er zu Heidelberg eine Professur erhielt,
dieses Pseudonym. Er hiess eigentlich Hermann Witekind; 12 Jahre
nach Weiert Hauptwerk, also 1585, erscheint sein (in dieser Arbeit
mehrfach erwähntes): „Ein christliches Bedenken und Erinnerung vor
Zauberey". — In meiner nächsten Arbeit werde ich Näheres über
diesen wackern und bescheidenen Mann bringen.

**) Ausführliches über den historischen Faust habe ich in den
„Psych. Stud." gebracht in meiner Studie: „Johannes Faust der Schwarzkünstler
", April- bis Juli-Heft 1896; deshalb will ich hier den Leser,
der mir bis hierher gefolgt ist, herausführen aus dem Dunkel des
Mittelalters auf die Höhen reiner Poesie und zum Schluss einige Worte
über die litterar historische Genesis der poetischen Fausl-l&QQ sagen.


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