Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 522
(PDF, 195 MB)
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522 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 9. Heft (September 1899.)

ich mich des Oefteren — und zwar hauptsächlich, wenn ich
in kleinen Orten logirte — mit dem Gedanken nieder: „Um
die und die Zeit morgen früh geht der Zug, also muss ich um
so und soviel Uhr aufstehen. Wenn ich nur nicht die Zeit
verschlafe; wenn ich nur rechtzeitig aufstehe! Niemand,
auch keine Uhr ist da, der oder die dich weckt. Möchte ich
doch um 4 Uhr aufwachen!" So dachte und sprach ich
für mich und schlief ein. Obwohl ich tun zu jener Zeit
einen wirklich festen Schlaf hatte, wachte ich doch zur bestimmten
Zeit auf,*) Wer hatte mich geweckt? Mein gewöhnliches
Ich nicht. Es war mein Ich, aber nicht sein
zunächst mit dem Körper verbundener Theil, sondern das
geheime Ich, das jeder Mensch als (gewöhnlich unbewusste)
unkörperliche Seite hat, das gleichsam eine geistige Stimme
ist, welche weckt. Dieser geheime Theil des Menschen muss
auch zu denken und zu fühlen vermögen, um wecken zu
können. Der menschliche Körper kann dieses geistige Ich
im Schlaf fühlen. Als ich jung war, fühlte ich's schon zu
Hunderten von Malen. Ich kann mich namentlich der betreffenden
Thatsachen aus der letzten Schulzeit erinnern.
Wenn ich, wie es häufig vorkam, den freien Nachmittag
über zu Hause nichts für die Schule zum nächsten Morgen
gelernt hatte, und am Abend noch spielen oder irgend wohin
gehen und mich lieber amüsiren wollte, tröstete ich mich
damit, dass ich mir — sorgen- und sorglos, wie Schulmädchen
gewöhnlich sind — sagte: „Das machst du morgen
früh, — stehst früher auf, heute spielst du oder araüsirst
dich.** Sobald ich mich jedoch hinlegte, wurde ich besorgt
und dachte: „Ach Gott, wenn du doch nur eine Stunde
früher aufwachst und nicht erst, wenn's zu spät ist, geweckt
wirst; du hast nichts gelernt." — Und es war merkwürdig:
Ich wachte immer zu der Zeit auf, zu welcher ich erwachen
wollte, obwohl ich damals einen so ausserordentlich gesunden
intensiven Schlaf hatte, dass bei mir zu Hause die Redensart
auf mich angewendet wurde: „Dich kann man mit dem Bett
ins Wasser tragen." — Wie gesagt, ist mir das sehr oft
passirt und zwar sowohl im Sommer wie im Winter, hauptsächlich
wohl im Winter, wo die Abende lang waren und
durch verschiedene Spiele vertrieben wurden. Ich war dann
auch wohl manchmal noch müder wie im Sommer. Eines
Winterabends wenigstens — weiss ich — war ich sehr müde
geworden, und es war auch schon recht spät, weit später
als sonst geworden, als ich mich zu Bett legte, ohne die

*) Das kommt bekanntlich bei „gewöhnlichen Sterblichen*' auch vor.
Die B e d.


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