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Animistisches von der Berliner Seherin de Fernem.
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Schularbeiten (ich war etwa 14 Jahre alt) gemacht zu haben,
ich schlief gleich ein, hatte aber, ehe ich mich zur Buhe
begab, bei mir gedacht und zu mir gesagt: „Ach, wenn du
doch um 5 Uhr aufwachtest! Dann lerntest du rasch; Papa
kommt erst um ö 46." Da war es mit mir dann am andern
Morgen so gewesen, dass ich um 5 aus dem Bett emporgefahren
bin, indem ich mich wie von einem Menschen in
den Oberarm gekniffen oder vielmehr den Arm gedrückt
und an demselben gerüttelt fühlte. Und besonders in diesem
einen Fall habe ich auch deutlich geistig die Hand gesehen,
die mich weckte, und sie schien meiner fleischlichen gleich
zu sein; sie sah ihr wenigstens sehr ähnlich. Ich dachte
übrigens im ersten Augenblick, dass mich Jemand von meinen
Angehörigen weckte. — Ich nehme an, dass jenes Ich, von
dem ich sage, dass es weckt, unser geistig vollkommenes
Ich ist. Das Wesen dieses Ichs begreife ich selber nicht.
Immerhin bin ich der Meinung, dass derjenige es am besten
erkennen kann, der durch seine besonderen medialen Eigenschaften
das Vorhandensein desselben in verschiedenster
Weise an sich selbst erfährt. Jeder Andere, z. B. ein Gelehrter
, der aus anderen Gründen sagt: „Das muss es
geben," kann es wohl nicht so erkennen und zweifelt auch
z. Th. an den mannigfaltigen natürlichen „Wundern", die
durch dieses „Ich" vollbracht werden können und vollbracht
werden.« —
Soweit Frau „Ferriem". — Zu dieser interessanten
Sache — der Frage: »Wer weckt uns?« — schreibt auch
der n Berliner Lokal - Anzeiger" — indem er Dr. du Prel's
bezügliche Erörterungen seinem Artikel zu Grunde legt —
in anerkennenswerther Weise Folgendes:
„Es ist eine altbekannte Thatsache, dass der feste
Wunsch, zu einer bestimmten Zeit aus dem Schlafe zu erwachen
, das Erwachen auch auf die Minute herbeiführt.
Die räthselhafte Erscheinung hat der Wissenschaft schon
viel zu denken gegeben; vor Allem hat Carl du Prel, der
geistvolle Psycholog des Traumes, sich eingehend damit
beschäftigt. „Ist es ein Etwas, das uns weckt, oder ein
Jemand?" fragt der Gelehrte und folgert weiter: Es muss
ein Jemand sein, denn es hat J. ein Bewusstsein, dass die
vorgesetzte Schlafzeit vorüber ist, 2. die Fähigkeit, die
Dauer der Zeit zu beurtheilen, und 3. die Fähigkeit, jenen
physiologischen Zustand des Gehirns, den wir Schlaf nennen,
zu beenden und eine transscendentale Vorstellung im Gehirn
zu erwecken. Der Wille allein ohne Zeitbewusstsein kann
uns nicht wecken; das Zeitbewusstsein ohne Willen ebenfalls
nicht. Beides muss in der weckenden Kraft vereint sein;
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