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Kurze Notizen.
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dessen Gewicht erheblich unter diesem Durchschnitt zurück
blieb, 7. B. der berühmte holländische Rechtsgelehrte
Hugo Grotius, Justus v. Liebig, der Mathematiker Babbage
und endlich Gambetia, dessen Gehirn nur 1270 Gramm wog.
Für diejenigen, die es immer noch nicht glauben wollen, soll
noch eine Gegenüberstellung vorgenommen werden. Das
durchschnittliche Gehirngewicht von 60 berühmten Männern
betrug nur 1585 Gramm, dagegen dasjenige von zehn Idioten
und fünf Wahnsinnigen 1800 Gramm. Es ist gut, dass mit
dieser Darlegung die Wissenschaft einem alten Vorurtheil
entgegentritt. Hofientlich räumt man auch mit dem wissenschaftlichen
Aberglauben auf — und hat den Muth, ihm
offen entgegenzutreten —, dass die geistige Begabung von
dem grösseren Umfang des Schädels abhängig sei.
A) Der Tod durch Enthauptung wird, entgegen
der bis heute überall vertretenen Annahme, von einem
Dr. Cinel in Paris als einer der grausamsten und der Todeskampf
als einer der längsten und peinvollsten dargestellt.
Der französische Mediziner behauptet, dass der nach der
Enthauptung ausfliessende Blutstrom fast ausschliesslich von
den Blutgefässen des Rumpfes herrührt, dass dagegen das
im Kopfe enthaltene Blut nur äusserst langsam an der
Schnittfläche austritt. Infolgedessen findet das Gehirn noch
zwei volle Stunden nach der Enthauptung genügende
Nahrang zur Thätigkeit, ja die gänzliche Blutzirkulation
soll erst nach drei langen Stunden völlig aufhören. Während
dieser ganzen Zeit sei natürlich der arme Sünder oder vielmehr
der abgeschlagene Kopf desselben im Stande, zu
hören, zu riechen und vor allem zu sehen, muss also während
dieser Zeit noch wahre höllische Qualen aushalten, ehe sein
wirklicher Tod eintritt. Nach dieser Darstellung des Gelehrten
ist das Guillotiniren eine der langdauerndsten und
schrecklichsten Todesarten, anstatt eine, den heutigen
humanen Ansichten entsprechend, möglichst kurzwährende
zu sein. Es ist wohl werth, dass die Sachverständigen
dieser bis heute viel zu wenig eingehend behandelten Frage
näher treten, entweder die Unrichtigkeit der Dr. Cinel'schen
Behauptung beweisen oder gegebenen Falles für eine kürzere,
schmerzlose Todesart der Verbrecher eintreten. — Berichterstatter
fügt hinzu, dass nach seiner Ansicht das Humanitäts-
Ideal der Zukunft in der Hauptsache die Abschaffung der
Todesstrafe bringen wird, welche schon jetzt höchstens noch
für Ausnahmefälle zulässig sein dürfte, wo (wie im Krieg)
Gefahr im Verzuge liegt, oder wo alle Versuche fehlschlagen
sollten, durch liebevolle Behandlung und durch Anweisung
zu geordneter Thätigkeit die von der Gesellschaft früher
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