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Litteraturbericht
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leucktung der sexuellen Frage. Der „Erotik und Hygiene" behandelnde
Theil bietet zur Besprechung in den „Psychischen Studien" keine Veranlassung
. Tn den „Bacchanalien und Eleusinien" weist der Verfasser vom
kulturhistorischen Standpunkte aus den Zusammenhang zwischen den alten
Mysterien und dem Sexualkultus nach. Die Frage, die seiner Zeit schon
Kieseweiter aufgeworfen hatte („Die sexuellen Verhältnisse der Medien",
Psych. Stud. 1886), findet im vorliegenden Werke ihre kulturgeschichtliche
Beantwortung. Wünschenswerth wäte es gewesen, dass der Verfasser das
Problem auch nach der psycho-physischen Seite erörtert hätte. Seine
früheren Erörterungen („Dis, Sexualmystik S. 282) sind in dieser Richtung
bedeutungslos. Auch vermisst man ein Eingehen auf du PrePs „Mystik
der alten Griechen" (1888). Die vorliegende Schrift, die sich stellenweise
fesselnd wie ein Roman liest, verdient vollste Beachtung.
Dr. Erich Bohn.
Reinhold Gerling, „Handbuch der hypnotischen Suggestion". Leipzig,
Arwed Strauch.
Dieses sogenannte Handbuch besteht aus einer Sammlung von Aufsätzen
über den Hypnotismus aus den Federn der Herren Gerling, Bartsch
und Rose. Etwas Neues, als was vielfach in den Werken wissenschaftlicher
Autoren zu finden ist, bietet das Buch nicht. Der zweite Theil des
Werkes bringt in alphabetischer Reihenfolge eine Anzahl krankhafter
Zustände, bei denen der Hypnotismus einen Heilfaktor bilden soll. Besonders
möchten wir betonen, dass die Geiiittg* sehe Methode der Vorbereitung
des zu Hypnotisirenden mittels Chloralhydrats nicht ganz in
den Rahmen seiner sonstigen Medizin - feindlichen Bestrebungen hinein-
passt. f Dr. med. Mark.
Eduard Grimard, „Une Echappee sur Plnfini". Paris, Leymarie,
Editeur. 42 rue Saint-Jacques. 1899. 417 Seiten.
Es istbezeichnend, <kss der Verfasser' nach seinen eigenen Angaben
das Buch für Frauen geschrieben hat. Das mag vieles entschuldigen,
aber nicht alles. Im übrigen ist es eine echt französische Erscheinung.
Elegant, geistvoll, mit dichterischem Schwünge geschrieben — und dabei
von einer ahnungslosen Oberflächlichkeit, die alle Schwierigkeiten spielend
überwindet, weil sie sie gar nicht kennt. Geradezu amüsant ist das
Kapitel über den Spiritismus in Deutschland. Ich glaube das Buch nicht
besser charakterisiren zu können, als durch Abdruck der beiliegenden
französischen Reklame: „Ein im wahrsten Sinne „sensationelles" Buch,
um einen landläufigen Ausdruck zu gebrauchen. Unerhörte Wunder, entschleierte
Mysterien, unerwartete Enthüllungen, tiefe und überwältigende
Poesie — das alles findet sich in diesem Buche. In elegantem, klangvollem
und farbenprächtigem Styl geschrieben, enthält es Blätter voll
kühner und mächtiger Gedanken, die den Leser im visionären Traum mit
dem Schauer der Unendlichkeit anwehen." — Das genügt. Das Buch
gehört unter die elegante Unterhaltungslektüre, und es wäre daher unangebracht
, es mit wissenschaftlichem Maasse zu messen. — Grimard war
früher Redakteur der Pevue des deux Mondes und hat einige auf anderen
Gebieten liegende Arbeiten (la Plante, la Goutte de beve, PEnfant etc.)
veröffentlicht. Dr. Erich Balm.
Prof. Dr. L. Schütz, „Der Hypnotismus". 2. Auflage. Fulda, 1898.
Verlag der Fuldaer Aktiendiuckerei. 93 Seiten.
Eine geradezu musterhafte Einleitung in das Studium des Hypnotismus
! THe Darstellung ist von wissenschaftlichem Geist und exaktester
Objektivität geleitet und berücksichtigt in gründlicher Weise das vorhandene
Material; die Systematik ist glänzend. Wer sich kurz über das
gesammte Gebiet des Hypnotismus orientiren will, wird in dem Schütze-
sehen Werke die beste Anleitung finden. Dr. Erich Bohn.
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