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556 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. lö. Heft. (Oktober 1899.)
Bemerkungen über die Experimente des Herrn Lemaitre
von M. E. Lefebure,
Professor an der Ecole superieure des lettres in Algier.
Ein ausgezeichneter Artikel des Herrn Lemaitre m den
„Annales des Sciences Psychiques", März—April 1897,
scheint, besonders zum Schluss, der spiritistischen Hypothese
das Wort zu reden. Leider behandelt t!er Autor die
Phänomene immer mit einer gewissen Diskretion und wäre
es sehr zu wünschen, dass er sich etwas deutlicher ausdrücken
möchte.
Bevor ich auf die Sache näher eingehe, möchte ich
bemerken, dass Herr Lemaitre der Einwirkung des Girkels
auf das Medium und dem innerlichen Zustand desselben
weniger Beachtung schenkt, als man dies im Allgemeinen
thut. Er theilt die Phänomene, die er beobachtet hat, in
fünf Kategorien ein, von denen die erstere das Gedankenlesen
umfasst; aber von der zweiten Kategorie an (Phänomene,
welche sich auf Eindrücke beziehen können, die das Medium
in seinem gewöhnlichen Leben erhalten hat, und welche in
dieser einfachen Thatsache ihre Erklärung finden), setzt ihn
selbst diese Hypothese in grosses Erstaunen. Er stellt sie
als unwahrscheinlich hin und ist gelegentlich einer Vision,
in welcher das Medium zwei Verwandte eines der Anwesenden
mit biographischen Details gesehen hat, geneigt, „eine dasselbe
leitende Intelligenz anzunehmen. „Was könnte das für eine
Intelligenz sein?" „Das ist eine Frage, welche die Spiritisten
fast alle gelöst zu haben glauben."
In nicht spiritistischen Kreisen erklärt man gewöhnlich
dergleichen verhältnissmässig einfache Fälle (und alle die
von Herrn Lemaitre angeführten gehören hierher, mit Ausnahme
von einem) durch den Einfluss der Suggestion der
Oirkelsitzer auf das Medium. Das Letztere wird von dieser
Einwirkung, welche oft sehr weit geht, ganz beherrscht. In
mediumistischen Sitzungen liefert der Girkel dem Medium
eine Art Fluidum oder Kraft, welche der Dynamometer
angiebt, vielleicht sogar auch Stoff zu Materialisationen.
(Was man durch eine Wage feststellen könnte.)
Jedenfalls ist „die äussere Gestalt und Erscheinung der
materialisirten Formen Bedingungen unterworfen, welche
von den Personen, die an der Sitzung theilnehmen, abhängig
sind." Es ist so z. B. vorgekommen, dass ein Medium, eine
Schauspielerin, bei einem ihrer Kollegen eine Gestalt un-
bewusst herbrachte, und dass, wenn man dem Bericht des
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