Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 565
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Speck: Die Möglichkeit rationeller Theorien über Ähnungen. 565

Wenn zum Beispiel jemand die Karte im voraus bezeichnet
, welche sich an einer bestimmten Stelle eines
Kartenspieles vorfinden werde, nachdem man dasselbe gut
gemischt hätte, dabei aber niemand die Karte sinnlich hat
wahrnehmen können; oder noch besser: wenn ein Locomotiv-
führer eine Entgleisung voraussiebt, die auch bald nachher
thatsächlich stattfindet und durch einen auf die Schienen
gefallenen Gegenstand verursacht worden war, den noch
kein Mensch bemerkt hatte, so vermag für diese und ähnliche
Fälle die Telepathie keine Erklärung mehr zu geben,
während die Telästhesie dessen noch fähig ist. Denn das
künftige Ereigniss war schon deutlich in der Gegenwart
verzeichnet, wenn auch nicht in der Form eines Gedankens,
wie in den Fällen, d^e sieb durch Telepathie erklären lassen,
so doch wenigstens in der Form von besonderen, in den
leblosen Gegenständen vorhandenen Zuständen, deren Wahrnehmung
auf supernormalem Wege direkt die Ähnung erzeugte.

Die Telästhesie genügt zur Erklärung einer grossen
Zahl von Ahnungen, die sich durch die Telepathie nicht
erklären lassen: solche sind z. ß. das Bezeichnen eines
Ortes, wo man einen Gegenstand wiederfinden wird, dessen
Abhandenkommen unbemerkt blieb, ferner die Voraussage
einer Entdeckung, welche man beim Nachgraben irgendwo
machen wird, die Verkündigung eines Schiffbruches auf
einer bis dahin unbekannten Klippe u. s. w.

Die Telästhesie würde auch genügen, um eine Ahnung
zu erklären, die das Ergebniss der Ziehung eines Looses
betrifft und zwar eines von der betreffenden Person selbst
gezogenen Looses, weil in diesem Falle der Akt der Auswahl
als nicht blindlings vollzogen betrachtet werden könnte,
sondern als geleitet von einer supernormalen Wahrnehmung,
die es der Person ermöglicht, automatisch die bestimmte
Nummer auszuwählen.*)

Somit könnte uns Telepathie und Telästhesie gemeinschaftlich
zur Erklärung eines grossen Theiles der Fälle
dienen, die durch eins dieser Phänomene allein nicht zu
erklären sind. Ich will als Beispiel das Ergebniss einer
Loosziehung anführen, das von einer anderen Person als
der, welche die Nummer zog, vorher wahrgenommen wurde.

*) Man darf nicht vergessen, dass Telästhesie nicht nothwendig
Wahrnehmung in der Ferne bedeutet, wie die Etymologie des Wortes
es verlangt, sondern eine von der Funktion der uns bekannten Sinne
unabhängige Wahrnehmung. Das Wort ist in der That nicht glücklich
gewählt, umsomehr als es sich reiner Etymologie nach geradezu
mit der Thätigkeit des Gesichts-, Gehörs- und Geruchssinnes denken
könnte, vermöge deren wir entfernte Dioge wahrnehmen.


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