Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 573
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Bohn: Der Begriff des Supernormalen in der Psychologie. 573

tendenziöse Färbung, Marktschreier und Phantasten treiben
ihren Unfug damit. Wer sich von der herrschenden Verwirrung
einen Begriff machen will, nehme Maack* s Enquete
zur Hand» Maack hat endlich das Wort wieder auf seine
eigentliche Bedeutung zurückgeführt. Er versteht, ähnlich
wie das 16. Jahrhundert, eine „Grenz- oder Spitzen Wissenschaft
" darunter. Ihm ist der Okkultismus „keine Fachwissenschaft
sui generis, sondern alle Wissenschaften
partizipiren mehr oder weniger an ihr."*) (Enquete S. 161).

Das Hauptverdienst der EnquSte von Maack besteht
aber darin, dass sie diesen Begriff für die Psychologie end-
giltig beseitigt. Sie zeigt, dass über seinen Inhalt und
Umfang überhaupt keine Einigung herrscht und dass so
ziemlich jeder etwas anderes darunter versteht. Ein solcher
Kautschuk-Begriff kann unmöglich für die supernormalen
Phänomene verwendet werden, zumal durch das Vorgehen
Maack's der Begriff einen Inhalt bekommen hat, der mit
dem Inhalte des „Supernormalen" kaum noch Berührungspunkte
bietet Dazu treten weitere Bedenken. Der Fanatismus
des grossen Haufens der Okkultisten, ihre Verachtung der
Wissenschaft und ihr zynisch-frivoles Auftreten gegen die
Fach-Psychologie haben das Wort aufs schwerste kompro-
mittirt. (Enquete: Kuhlenbeck S. 49). Falls man es im
Gebiete der Psychologie verwendet, setzt man sich der
Gefahr aus mit Leuten verwechselt zu werden, die von der
Wissenschaft nur das Mäntelchen geborgt haben. In die
Fachsprache der Psychologie gehört nicht der Jargon der
Gasse. Also hinaus mit dem Worte aus ihrem Gebiete.
Etwas anderes ist es, wenn wir den Begriff kulturgeschichtlich
benutzen. Nach dieser Richtung ist es nicht mehr
möglich, sich davon zu emanzipiren. Kulturgeschichtlich
hat er sich im Geistesleben unserer Zeit eine feste Stellung
errungen, und es wäre vergebliches Bemühen, dieses Faktum
aus der Welt zu schaffen. Er ist da — und der Kulturhistoriker
wird nicht nach seinem Bechte, sondern nach
seiner Existenz zu fragen haben. Die Wissenschaft wird
daher noch in Zukunft von „Okkultismus" und „Okkultisten"
sprechen müssen. Nur inuss sie sich dabei klar sein, dass
sie damit nicht eine psychologische, sondern eine kulturgeschichtliche
Grösse bezeichnet.

*) Neuerdings schläge Maack an Stelle des Wortes „Okkultismus"
die Bezeichnung „Xenologie" vor. Da nur das Wort gewechselt|hat,
sein Inhalt aber geblieben ist, güt das oben Angeführte.

(Schluss^folgt.),


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