Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 577
(PDF, 195 MB)
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v. Seeland: Zur Frage von dem Wesen des Baumes. 577

anderen Worten, dasselbe Wesen, dem doch nur planimetrische
Vorstellungen zugänglich sein sollen, bildet sich nunmehr
Begriffe, die nur mit Hilfe aller drei Dimensionen gebildet
werden können; drittens sind zweidimensionale Wesen,
wie wir oben sahen, logisch unmöglich.

Leider kennen wir nicht nur Mathematiker, sondern
auch Philosophen (und unter ihnen einen der grössten, den
alten Kant), die uns die Frage vom Räume nicht nur nicht
geklärt, sondern eher verfinstert haben. Ifanfs dunkle und
vage Lehre vom Räume kann nicht als Fortschritt in der
Behandlung dieses Themas angesehen werden. Seine Annahme
, derzufolge der Raum nichts als „eine Form [das
heisst?] unserer Vorstellung sei" und man „nur aus dem
Standpunkte eines Menschen vom Räume, von ausgedehnten
Wesen u. s. w. reden könne"*) — öffnet einer Menge von
unlösbaren Widersprüchen die Thüre. Allerdings werden
räumliche Wahrnehmungen durch unsere Sinne so oder so
modifizirt, es ist z. B. bekannt, wie sich unter dem
Einflüsse der Haschisch-Narkose kleine Räume in ungeheuer
grosse verwandeln. Daraus folgt aber in keiner Weise, dass
jenen Erscheinungen, die wir als räumliche wahrnehmen, nicht
wirkliche objektive Verhältnisse zu Grunde lägen, kurz, dass
wir etwa blos „vom menschlichen Standpunkte austt von Raum
und Ausdehnung reden dürften. Wenn jene Differenzen und
Verhältnisse nicht objektiv existiren sollen, dann kann man
ja mit demselben Rechte auch alle anderen, d. h. die nichträumlichen
Differenzen, die wir an den Dingen entdecken,
blos für eine „Form" unserer Vorstellung erklären. Man
denke sich nur den chaotischen Zustand, der durch unser
ganzes Wissen zöge, wenn es keine Formen, keine
G e s t a 11 e n ausserhalb unserer Vorstellung gäbe; die ganze
Geometrie, der ganze Theil der Aesthetik, der sich aufs
Räumliche bezieht, würde sozusagen auf Einbildung beruhen,
da es dann weder Kreis, noch Dreieck, weder Kegel noch
Kugel, weder schöne, noch hässliche Formen gäbe. Das wäre
denn doch eine zu grosse Forderung an die Vorstellung.
Was ferner die „angeborene Form" der räumlichen Vorstellung
betrifft, so ist sie, nach unserer heutigen ernüchterten
Anschauungsweise, blos so aufzufassen, dass wir die
Anlage, räumliche Wahrnehmungen zu machen,
mit auf die Welt bringen; daraus folgt aber
keineswegs, dass die räumlichen Vorstellungen
in uns a priori fertig da seien. Im Gegentheil,

*) Kritik der Reinen'Vemunft. Herausgegeben von B. Erdmann.
1884.8 S. 58.


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