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v. Seeland: Zur Frage von dem Wesen des Raumes. 579
hier eingerückt, um schliesslich zu fragen, ob nicht ähnliche
Geisteszustände bei der Ausarbeitung jener neuen räumlichen
und geometrischen Theorien mitwirkten? Möge diese Frage
von einem Geiste, dem philosophisches und mathematisches
Denken in gleichem Masse zugänglich ist, und der zugleich
die Gabe des gesunden Ebenmasses im Denken besitzt, des
näheren untersucht werden. Jedenfalls können wir auch jetzt
schon zuversichtlich sagen, dass uns kein Riemann und kein
Lobatschewski dazu bringen wird, den geometrischen und zugleich
so logischen Vorstellungen Euklid's und den philosophischen
Grundanschauungen des Räumlichen zu entsagen.
Neue Erklärungen von Camilie Flammarion.
Berichtet vom Red. Dr. F. Maler.
Das in Lüttich (Liöge) halbmonatlich erscheinende
Spiritisten - Organ „Le Messager" bringt in Nr. 2 und 3
seines 28. Jahrgangs eine Zusammenstellung der neuesten,
über den angeblichen Abfall des weltberühmten Astronomen
in der französischen Presse erschienenen Veröffentlichungen,
welchen wir zur Ergänzung unserer Mittheilungen im
September-Heft (S. 511 u. ff.) noch folgende Einzelheiten
entnehmen: Der „Figaro" vom 10. Juli enthielt bereits ein
langes Interview Flammariortz, der aufs Bestimmteste die in
den Tagesblättern über seine „Abschwörung44 verbreiteten
Gerüchte in Abrede zog. Bezeichnend ist auch die That-
sache, dass die Veröffentlichung der Bruchstücke seines
Werkes über die „Psychische Kraft und das Unbekannte**,
worin er den von ihm als wirklich konstatirten mediumi-
stischen Phänomenen eine nicht-spiritistische Erklärung zu
der Geschlechtsreife acquirirt worden waren, ferner die klassischen
physiologischen Versuche Brown Sequard's, denen zufoJge künstlich
beigebrachte Epilepsie sich vererbt —, das alles ist jenen Biologen nichts.
Die für ihre Ansichten nicht passenden Thatsachen werden ohne weiteres
ignonrt. Einfach ist ein solches Zerhauen gordischer Knoten allerdings,
aber —. Und nicht blos für Manner der Wissenschaft gilt dies; wie oft
sind auch andere hochintelligente Menschen, sobald sie sich in einen
Gedanken allzusehr verbissen, des gesunden Augenmasses verlustig
gegangen, indes einfache Männer ihre Fehler erkannten! Man denke
z. B. an die Ursachen von Napoleon^ Fall. Es ist nicht nur Thatsache,
dass schon bald nach Beginn des russischen Feldzuges in der grossen
Armee trübe Ahnungen und Aussichten zu herrschen anfingen, indes
der Feldherr selber nur von Sieg und Triumph träumte, sondern schon
mehrere Jahre früher hatte sich bereits bei einigen Franzosen, z. B. bei
dem keineswegs genialen, aber pfiffigen Talleyrand, die Ueberzeugung
festgesetzt, der Schwindclbau des Gewaltigen müsse bald zusammenbrechen
.
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