Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 620
(PDF, 195 MB)
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620 Psyohische Studien. XXVI. Jahrg. 11. Heft. (November 1899.)

leiten, so könnte man auch ohne Weiteres die Möglichkeit
solcher Ahnungen annehmen. In der That müssten diese
Wesen, wenn sie auch die Ereignisse bestimmen, die uns
nur rein zufällig erscheinen, von diesen Ereignissen, ehe sie
sie verwirklichen, eine geistige Vorstellung haben. Nehmen
wir ausserdem an, dass diese „Pläne der Vorsehung" auf
einige Bevorzugte übertragen werden könnten, so gehörten
diese Phänomene ebenfalls zu der Klasse von Fällen, die
durch Telepathie erklärbar sind. Dies ist im Wesentlichen
die Ahnungstheorie, weiche die verschiedenen Religionen
und der Spiritismus annehmen. Lässt man die Vermittelung
übernatürlicher Wesen nicht gelten, so werden die Schwierigkeiten
bei der Erkläiung der eigentlichen Ahnungen
bedeutend grösser, aber deswegen nicht unüberwindlich. In
solchen Fällen sind wir genöthigt die künftigen Ereignisse
als vollständig vorher bestimmt anzusehen, bestimmt entweder
durch die Gesetze der Physik, und, wenn wir an die
Freiheit des Willens glauben, auch durch den menschlichen
Willen; oder durch die physikalischen Gesetze allein, wenn
wir nicht an die Willensfreiheit glauben. Aber die Ahnungen
von Ereignissen, die durch den menschlichen Willen, mögen
wir ihn nun frei oder unfrei uns vorstellen, bestimmt werden,
sind, wie wir gesehen haben, durch die Telepathie zu
erklären. Wir stehen in Folge dessen in allen Fällen immer
wieder vor derselben Schwierigkeit, Ahnungen zu erklären,
die sich auf Ereignisse beziehen, die unabhängig vom Willen
sind und sich, mit der alleinigen Hülfe von bekannten
geistigen Vorgängen nicht auf materielle vorher existirende
Bedingungen zurückführen lassen.

Man hat diese Schwierigkeit schon dadurch zu beseitigen
versucht, dass man annahm, die ganze Kette aller Ereignisse
überhaupt, die wir als vergangen, gegenwärtig oder zukünftig
ansehen, bilde in Wirklichkeit ein Ganzes, gleichzeitig
Existirendes, und die Vorstellung der Aufeinanderfolge käme
nur daher, dass unser Verstand der Reihe nach die einzelnen
Glieder dieser Kette durchlaufe, wobei immer das jeweilig
perzipirte Glied von uns Gegenwart genannt wird. Aehnlich
macht es auch der Mikroskopist, wenn er nacheinander die
verschiedenen äusserst feinen Lamellen betrachtet, in die
er, vermittelst der Mikrotomie, den ganzen Körper, den er
studirt, zerlegt hat.*) Nach dieser Annahme hätte die

*) Professor 0. J. Lodge spricht diese Ansicht bei der Behandlung
psychischer Phänomene in seiner Kede „Ueber die aktuellen Probleme
der Psychologie4' aus, die er auf dem von der britischen Gesellschaft
zum Fortschritt der Wissenschaften veranstalteten Kongress in CardifF,
August 1891 gehalten hat. (Siehe „Nature4*, London, 20. August 1891,


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