Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 621
(PDF, 195 MB)
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Speck: Die Möglichkeit rationeller Theorien über Ahnungen. 621

Wahrnehmung des Künftigen in den Fällen der eigentlichen
Ahnungen nicht mehr den Anschein einer Wahrnehmung
von etwas noch nicht Existirendem, sondern sie würde sich
zurückführen lassen auf eine abnorme Zeitvorstellung, in
Folge deren der betreffende Intellekt schon ein Ereigniss
als gegenwärtig auffasst, bei welchem unsere normale
Apperzeption noch nicht angelangt ist, und der „Prophet44
wäre dem Reisenden zu vergleichen, der als einziger von
seinen Gefährten mit einem Fernrohr versehen ist, und aus
der Ferne Dinge unterscheiden kann, die den anderen
solange unsichtbar bleiben, bis sie sich ihnen genähert
haben.

Aber diese Erklärung vermag wenig zu befriedigen.
Zunächst bat sie den Fehler, dass sie das zu erklärende
Phänomen nicht auf eine Vorstellung zurückführt, die unserem
Verstände schon geläufig ist, oder die er sich wenigstens
leicht anzueignen vermag, was doch der Zweck jeder Erklärung
ist; dagegen führt sie eine uns fremde Vorstellung
ein, die, beinahe unfassbar, jedenfalls unvereinbar ist mit
der Anschauung der Veränderlichkeit, Verschiedenheit und
Aufeinanderfolge der Erscheinungen in der objektiven Welt,
die doch wiederum der Natur unseres Verstandes so angemessen
ist und die Grundlage der Erklärungen für andere
Erscheinungen bildet.

Ausserdem werden wir durch diese Erklärung vor neue
schwer lösbare Probleme gestellt. In der That müsste vor
allem erklärt werden, warum von der ganzen gleichzeitig
existirenden Erscheinungsreihe, deren Abschnitte wir Vergangenheit
, Gegenwart und Zukunft nennen, gerade der
unendlich kleine Abschnitt der Gegenwart wahrgenommen
werden kann. Man kann sich dieses unendlich beschränkte
„Wahrnehmungsfeld44 gar nicht vorstellen. Die wahrnehmende
Person wäre dann nicht mehr (wie es Lodge thut)*) mit
einem Reisenden auf der Eisenbahn zu vergleichen, der nach
einander die verschiedenen Theile einer Landschaft erblickt,
die doch zusammen gleichzeitig existiren; der Reisende
muss nämlich, um einen wenn auch noch so kleinen Theil
einer Landschaft zu sehen, ein Gesichtsfeld von einer
gewissen Ausdehnung haben, er muss in demselben Augenblick
einen im Verhältniss zu seiner Sehachse schon
verschwundenen Theil und einen, zu welchem er noch
nicht gelangt ist, erblicken, sonst könnte er nur einen

8.886, und .,Revue scientifique", 12. September 1891, p. 826 und „Annales
des scienoes psychiques", i892, S. 92.
*) Siehe die vorige Anmerkung.


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