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642 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 11. Heft. (November 1899.)
Bewegungen im Stande seien, Vorstellungen im Gehirn
auszulösen, welchen groben Irrthum doch schon du Prel
(„Entdeckung der Seele aus den Geheim-Wissenschaften")
genügend widerlegt und klargestellt hat. — Mit bestem
Gruss Ihr sehr ergebener H. Valdek, cand. chem.a —
Kaehtrag. In einer weiteren Zuschrift vom 13. Oktober
giebt der Herr Einsender noch nachfolgende, sehr dankens-
werthe Beschreibung vom Auftreten Ninoff'% in Darmstadt.
Er schreibt uns darüber: „Anschliessend an meine letzte
Einsendung, den Artikel des „Frankfurter General-Anzeiger"
über den Gedankenleser Ninoff betreffend, freue ich mich
sehr, Ihnen jetzt aus eigener Erfahrung über diesen merkwürdigen
Mann Näheres berichten zu können.
Er war hier und gab am 9. und 11. Vorstellungen,
deren erste ich leider versäumen musste. Vorausschicken
muss ich, dass die Vorführungen im „Orpheum" stattfanden,,
als „Glanznummer" eines grossen aus Chansonetten, Gesangskomiker
, Wunderhündchen u. s. w. bestehenden Programms,
das heisst also: vor einem Publikum, das rauchend und
biertrinkend um Tische sitzt, „lacht, lebt und liebt" und
für die interessanten Vorführungen des Herrn N. kein
Ver3tändniss besitzt. Dazu bediente sich letzterer beklagens-
wertherweise eines Dolmetschers, der völlig unfähig war,
einen auch nur geringen Kontakt zwischen dem Gedankenleser
und dem in der grossen Ueberzahl nicht französisch
sprechenden Publikum herzustellen. Umsomehr ist es zu
bewundern, mit welch überraschender Sicherheit N. „arbeitet"
(pour ainsi dire). An dem Abend, dem ich anwohnte, misslang
nur das erste Experiment; wie mir schien, nur weil
der „Agent" nicht kapirte, um was es sich eigentlich handelte.
Sämmtliche Einzelheiten zu schildern, würde zu weit führen.
N. fin det einfach alles, an wasman denkt: Münzen
aus Portemonnaies, bestimmte Karten und Briefe aus dick
vollgestopften Brieftaschen; er giebt die Farbe, die Adresse
eines Briefes, den Titel einer Broschüre, den Bestimmungsort
eines ßillets an u. s. f. Bei alledem kommt es zu Berührung
des Körpers des Agenten nur ganz flüchtig und leicht
streifend an Rock, Aermel, Tasche, wenn er den Gegenstand,
den man bei sich hat, eben herausholt. Alles weitere spielt
sich ohne Berührung etwa folgen der massen ab: Er legt,
bezw. nimmt (um bei dem Beispiel vom gefüllten Portefeuille
zu bleiben) die Blätter heraus und lässt sie mit fieberhafter
Geschwindigkeit durch die Finger gleiten, um dann mit
unfehlbarer Sicherheit Farbe und Art des Gedachten näher
zu definiren. Ich selbst hatte eine kleine Pappschachtel mit
zwei kleinen Glasröhrchen Anthropin (von Prof. Dr. Gustav
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