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Karze Notizen.
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hatte sich wie er nachher erzählte, gleichfalls von einer
Ahnung getrieben, in den Gang begeben, der immer
durch die D-Züge hindurch führt; von dort hatte er unwillkürlich
zum Fenster hinaus geschaut. Da sah er in der
Perne einen anderen Zug demjenigen, in dem er selbst fuhr,
entgegen rasen. Er besass auch die Geistesgegenwart in
sein Koupee zurückzueilen und zu rufen: „Meine Herren,
wir sind verloren!" Dadurch wurden die anderen Mitreisenden
veranlasst, auch auf den Gang zu kommen und nur diesem
Umstand war es zuzuschreiben, dass Niemand in diesem
Waggon verletzt wurde. — Einen auch in das übersinnliche
Gebiet gehörenden selbsterlebten Fall erzählte mir jüngst
in T. eine im Elsass wohnende gleichfalls vollständig glaubwürdige
Verwandte Ä. E. In dem Hause ihrer Eltern gab
es einen ungerathenen Sohn, der, weil man ihn nicht in
die Fremde ziehen lassen wollte, Geld auf den Kredit seines
Vaters aufgenommen hatte und damit weggelaufen war, um
sich auf eigene Füsse zu stellen. Später wurde er jedoch so
sehr von Heimweh gequält, dass er in reuevollen Briefen
seinen Vater flehentlich bat, er möchte ihm doch verzeihen
und ihn wieder heim kommen lassen. Der Vater blieb aber
hart und wollte nicht. Eines Tages nun sass die Familie
beim Mittagessen, als plötzlich die Mutter ausrief: „Seht,
da ist Joseph \a Alle schauten auf und glaubten (offenbar in
Folge einer suggestiven Gesammthallucination) ihren abwesenden
Bruder am Fenster auf der Strasse vorübergehen
zu sehen. Als sie aber hingingen, um ihm zu öffnen, war
^Niemand da. Um dieselbe Zeit war der verlorene Sohn an
dem Orte, wo er damals sich aufhielt, unerwartet rasch
gestorben."
Ich entlehne diese beiden Mittheilungen dem Briefe
einer klar denkenden und sehr wahrheitsliebenden eigenen
Verwandten, welche erst durch das Studium der ihr von
mir zugesandten „Psych. Stud." mit den Problemen des
Okkultismus näher bekannt wurde, wobei ich bemerke,
dass ich aus der grossen Zahl ähnlicher, mir theils von
Lesern und Leserinnen unserer Zeitschrift, theils von persönlichen
Freunden und Angehörigen mitgetheiiter Fälle
stets nur diejenigen zur Veröffentlichung bringe, an deren
Glaubwürdigkeit mir selbst nach gewissenhafter Prüfung
aller näheren Einzelheiten und mit Rücksicht auf den
Charakter der Erzählenden auch nicht der mindeste Zweifel
übrig bleibt. Dr. Fr. Maier.
ä) Dr. Pogorjelskij's polare Energie. Die Abbildungen
der elektrischen Lichterscheinungen, welche der
russische Elektrolog J. Narkevil Joäko im vorigen Jahre auf
Psychische Studien. November 1899. 44
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