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660 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1899.)
In der That kam nach Verlauf von fünf Minuten ein mir durch
die Bienenzucht wohl bekannter Oekonom, und meldete mir
bestürzt, Fingal habe bei ihm einen Wuthanfai lbekommen;
er habe ihn glücklicher Weise in ein leeres Zimmer sperren
können, er wolle zum Förster gehen, damit derselbe den Hund
todtschösse. Ich eilte, begleitet von meinem Mitexperimentator
und dem Medium dorthin und überzeugte mich, dass der Hund
noch immer wie rasend im Zimmer umherschoss und gräss-
liche Winsellaute ausstiess. Ich rief ihn an, und sofort gab
er mir durch Klagegeheul zu verstehen, dass er mich erkannt
hatte. Man beschwor mich, die Ankunft des Försters
abzuwarten; aber ich Hess mich nicht abhalten die Thüre
zu öffnen, und sofort stürzte Fingal mit Schweiss und Geifer
auf mich zu, und vergrub seinen Kopf unter meinem Mantel.
Sollten Sie vorstehende Angaben verwerthen können,
so soll es mich freuen. Ich gestatte Ihnen, dieselben unter
voller Anführung meines Namens zu citiren.
25. August 1898.
Hochachtungsvoll ergebenst Dr. Schupp.
Ein Mitarbeiter unserer Zeitschrift wendete sich darauf
an Herrn Dr. Schupp behufs weiterer Berichte von Augenzeugen
. Leider war es Umstände halber nur möglich, das
Zeugniss eines der Augenzeugen zu erhalten. Die übrigen
Augenzeugen waren unerreichbar. Dieses Zeugniss lautet:
München, 29. Oktober 1898.
Die von Herrn Dr. Schupp gegebene Darstellung der
okkulten Leidensgeschichte des Pudels kann ich nur bestätigen
, neue Details jedoch nicht hinzufügen.
Mit Hochachtung C S.
(Der volle Name ist der Redaktion bekannt.)
Zur Erklärung des berichteten Falles reicht die Telepathie
völlig aus. Das Erschrecken des Hundes während
der Sitzungen erfolgte erst, nachdem der „kühle Lufthauch"
seitens des Mediums bemerkt war. Es trat also zunächst
ein ungewohntes Phänomen ein, das als Ursache für den
Schreck des Hundes wirkte. Ein Hellsehen des Hundes
anzunehmen ist deshalb nicht erforderlich, zumal der
Schreck sich durch das plötzliche Auftreten von etwas
Ungewohntem erklärt.
Dagegen muss man, um den Schreck des Hundes
ausserhalb der Sitzung zu erklären, entweder Telepathie
des Hundes oder Telenergie des Mediums annehmen. Die
Situation ist folgende: das Medium richtet seinen Willen
darauf, den Hund telepathisch zu beeinflussen. (In seinem
Jargon spricht es von einem „Geiste.*4) Der Hund wird
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