http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0679
Sopernormale Fähigkeiten in der Thierwelt.
661
gleichzeitig beeinflusst. Das Medium bemerkt dies telepathisch
, und theilt den Cirkeltheilnehmern mit, ein Mann
sei mit der Meldung auf dem Wege, der Hund sei toll
geworden. Es kann also angenommen werden, das Medium
hätte fernwirkend den Hund beeinflusst und dieser habe die
Fernwirkung bemerkt; oder aber, der Hund hab%e telepathisch
— fernempfindend — von der Willensanstrengung des
Mediums Kenntniss erhalten.
*
Der „Sphinx", VI. Jahrgang 1888, S. 129 entnehmen
wir folgenden Fall von Telepathie eines Hundes.
,,Ein Fall wird uns von einem unserer Mitarbeiter
berichtet, für dessen Glaubwürdigkeit wir voll und ganz
eintreten. Ausserdem steht uns auch noch das Zeugniss
von drei anderen Personen für diesen Fall zu Gebote. Dass
hier eine Fernwirkung des Sterbenden vorliegt, halten wir
dadurch für ausgeschlossen, dass der Hund die Unruhe
ja schon am frühen Morgen des Todestages zeigte und bis -
zum Begräbnisse behielt, dann aber sich beruhigte.
„Am 23. Mai 1888 verschied in Wien um 4 (Jhr
Nachmittags mein 64jähriger Vater an Gehirnparalyse.
Da während der Krankheit jedes Geräusch so viel als
möglich vermieden werden musste, nahm ich fünf Tage vor
Eintritt des Todesfalles unseren Hund, einen 41/*jährigen
Tigerrattler, den mein Vater aufgezogen und gepflegt hatte,
zu mir aufs Land. In den ersten vier Tagen war an dem
Thiere nichts Aussergewöhnliches zu bemerken; an dem Tage
jedoch, an welchem mein Vater verschied, bemerkte ich
schon frühmorgens, bevor ich zur Stadt fuhr, dass der
Hund sich ängstlich verkroch und nicht, wie es sonst seine
Gewohnheit war, zum Frühstückstisch kam. Als ich in der
Wohnung meiner Eltern ankam, erkannte ich an dem Aussehen
meines schwer leidenden Vaters sofort, dass seine
Stunden gezählt seien, und blieb dementsprechend im Hause,
um an seinem Krankenlager zu weilen. Er befand sich bis
gegen Mittag in einem Zustande des Halbschlummers,
und ich versuchte, während ich ihn an der Hand hielt, so
weit meine schmerzliche Aufregung dies zuliess, meine
Gedanken auf die nicht ausgesprochene Bitte zu konzentriren,
dass er — wenn es möglich sei — mir irgend ein Zeichen
psychischer Wirkung geben möge. Um den Rapport zu
verstärken, legte ich während einiger Minuten meine freie
Hand auf seine Stirne. Ich war davon überzeugt, dass,
wenn es möglich sei, mein Vater meine Bitte erfüllen würde,
da er mit ausserordentlicher Liebe an mir hing, und auch
ich jeden Moment bereit gewesen wäre, mein Leben für ihn
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0679