Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 679
(PDF, 195 MB)
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Gubalke: Moderne Christenthumsforscher. 679

logische noch psychologische Ungeheuerlichkeit, sondern
ein konsequenter Rückschluss von des Menschen Selbst-
erkenntniss auf die Erkenntniss Anderer — und auf die
Erkenntniss Gottes. So lange wir aber nicht auch auf
religiösem und ethischem Gebiete konsequent Ernst mit dem
Worte „der Mensch das Maass aller Dinge" machen, so lange
werden Unglaube und Aberglaube das Gräuel an heiliger
Stätte bleiben, in derselben, wenn auch nur als Aftermiether,
Hausrecht beanspruchen. Die biblische, christliche Nächsten-,
Feinden- und Gottesliebe hat also nichts mit der sinnlichen,
fleischlichen wie seelischen Sympathie gemein, sondern
wurzelt in unserem höheren Selbst, im Atma-Buddhi, im
jtvsv/ia, in dem Gottesfunken, welcher im Menschen, und das
allein im Unterschiede von den anderen Naturwesen, zum
Durchbruche, zum Selbstbewusstsein, zur Erkenntniss seiner
und damit auch seiner Herkunft gekommen ist. Was die
Bezeichnung der Schriftgelehrten als Otterngezücht, wie
überhaupt das ganze Kapitel Matth. 23 anlangt, an dem
Max Seiling Anstoss nimmt, so antworte ich ihm aus Heinrich
Lan(fs »Lessing" anlässlich dessen Kampfart gegen Göze:
„Ungesittet, sagt Lessing y möge man seine Behandlung des
Gegners finden, aber unmoralisch nicht. Die unmoralische
Art des Herrn Pastors wolle er an das Licht heben und
sollte es auch nicht anders, als auf die ungesittetste
Weise von der Welt geschehen können. Viele haben damals
und jetzt die Kriegsführung Lessing's nicht verträglich
gefunden mit den Beorderungen christlicher Milde und Liebe;
schon Göze erklärte, das „Testament Johannis*, in welchem
die allgemeine brüderliche Liebe so sehr empfohlen werde,
könne nicht von Lessing sein. Aber diese Leute vergessen,
dass man mit Kolben dreinschlagen und doch Liebe im
Herzen tragen kann; sie vergessen, dass ohne Leidenschaft
nichts Grosses in der Welt vollbracht wird; sie vergessen,
dass auch Christus nicht jenes heiligen Zornes, mit dem er
die Pharisäer und Schriftgelehrten vernichtete, fähig gewesen,
wenn sein Herz nicht in Liebe überflössen wäre. Wenn
Lessing und Göze gegen einander stehen, steht nicht Person
gegen Person, sondern Sache gegen Sache, Gedanken gegen
Gedanken, Prinzip gegen Prinzip; aber derselbe, der eben
mit der ganzen Entrüstung seines Wahrheitseifers im Gegner
das falsche Prinzip und dessen abscheuliche Folgen gegeisselt
hat — er würde das Leben des Gegners aus den Wellen
oder dessen Ehre aus dem Munde des Verläumders retten,
wenn sich Gelegenheit böte.a Diesen Worten habe ich nichts
hinzuzusetzen als den weiteren Hinweis auf eine dasselbe
Thema behandelnde Predigt, die Lessing dem Farik in den


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