Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 685
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Gubalke: Moderne Christenthumsforscher. 685

Klerus aus. Die strenge Askese der Enthaltung von fleisch«
liehen Genüssen kann niemals Sache einer Vorschrift, kann
niemals zu „empfehlen" sein, sondern tritt immer nur
spontan, aus freiestem Antriebe und natürlichem Bedürfnisse
bei denen ein, die jenseits von Genussleben und Geschlechtstrieb
auf der Höhe der menschlichen Entwicklung angelangt
oder nach der einen oder anderen Richtung hin physisch
anormal oder psychisch supernormal veranlagt sind. Wie
ein blutiger Witz aber muthet es mich an, wenn ich lesen
muss: „In der Stelle Marc. 10, 15: „Wer das Reich Gottes
nicht empfängt als ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen"
ist die Forderung der absoluten Keuschheit nur verschleiert
enthalten." Ja, schleierhaft, höchst schleierhaft! Von dem
Fundamentalunterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen,
den Mainländer orakelt, dass in jenen der Geschlechtstrieb
schlummere, in diesen wach sei, weiss wenigstens das gerade
an psychologischen Feinheiten reiche Neue Testament nichts,
sondern nur von dem, dass das unerfahrene und darum ~
unbefangene Kindesgemüth noch das volle gläubige Vertrauen
, die vertrauensvolle Hingabe, die Unmittelbarkeit des
Gefühlslebens besitzt, welches das spätere Leben mit seinen
Täuschungen und Enttäuschungen, mit des „Gedankens Blässe
ankränkelt" und allzusehr vertheuert. Kindlichkeit und
schlummernden Geschlechtstrieb für Synonyma zu halten
ist eine Leistung, die eines Thersites harrt, reiht sich würdig
unter die sonstigen Ungeheuerlichkeiten eines Tolstoi, Kirchbach
und Matthes. Letzterer hat in seinem Urbilde Christi, besser
gesagt in dem Zerrbilde Christi^ denselben in frivoler Weise
sogar zu einem galanten Freund der Frauen und gelegentlich
der Hochzeit von Cana zu einem die Gesellschaft äffenden
und mit hypnotischen Kunststückchen unterhaltenden scherzhaften
Herrn gemacht I Und trotzdem bei allen die gute
Absicht, das Christenthum sammt seinem Stüter der entfremdeten
Gegenwart näher zu bringen!!! Jedenfalls sind
solche Propheten noch lange nicht der Schule der Kirche
entwachsen, sind ihr wenigstens ohne das Reifezeugniss entlaufen
und nicht befähigt, sich an ihre Stelle als Lehrer zu
setzen. Ich weiss mich frei von jedem Faible und Vorliebe für
irgend eine Kirche oder Konfession, aber immer noch würde
ich den idealen Christus und historischen Jesus der Kirche,
weil besser in der Schrift begründet und psychologisch verständlicher
, vorziehen dem Christus der modernen Geburtshelfer
. Sie entrathen fast alles historischen und religiösen
Instinkts und sind deshalb total unfähig, aus den evangelischen
Urkunden das Urbild und Charakterbild Jesu von Nazareth
herauszuzeichnen, zu welchem dogmatisch gebundene wie


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