Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 691
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0709
Reich: Kritische Lesefrüchte«

69 t

Entität; solche ist nur die Seele des Individuums. Dasjenige
, was man Volksgeist nennt, muss betrachtet werden
als etwas Collektives, zu vergleichen dem Orchester der
Musik: jedes Einzelwesen spielt da ein Instrument, und
diese Harmonie (oder auch zuweilen Disharmonie) macht
den Volksgeist aus.

Begreiflich, dass das Concert von dem Spiel der einzelnen
Musikanten abhängt. In der gleichen Art muss auch die
Gesammtheit der psychischen Lebensäusserungen eines
Volkes abhängig sein von der psychischen Lebensäusserung
eines jeden Individuums. Es wird also die Volksseele die
Resultante sein der Wirkung aller einzelnen, den Volkskörper
zusammensetzenden Seelen.

Und, wie mit dem Volk im Grossen, verhält es sich
mit den einzelnen Gruppen desselben im Kleinen. Jede
Gruppe athmet einen anderen besonderen Geist; von jeder
Kategorie werden die grossen seelischen Normen mehr oder
weniger modificirt zur Anwendung gebracht

Dies alles kennen zu lernen, ist für Wissenschaft und
Leben ungemein nothwendig Man kann nicht behaupten,
dass die Literatur dieses Gegenstandes gering an Zahl der
Bücher und Schriften sei und wenig bedeutungsvoll an
Inhalt; aber es kann nur von einigen hierher gehörigen
Arbeiten gesagt werden, dass sie durchaus richtig das
Wesentliche auffassen.

Das neueste Buch von Gustav Le Bon „Lois
psychologiques de Involution des peuples."
(Deuxiöme edition. Paris, 1895 in 18°. Felix Alcan) ist eine
Erscheinung erster Ordnung auf diesem Gebiet. Es betrachtet
dasjenige, welches den Namen Seele der Massen,
Haufen oder Mehrheiten erhielt. In der Vorrede sagt
Le Bon: „Die organisirten Mengen haben immer eine
bedeutende Eolle gespielt im Dasein der Völker; aber
dieselbe war niemals so wichtig, als heutzutage. Die
unbewusste Action der Mengen ist, indem sie an Stelle der
bewussten Action des Individuums sich setzt, eines der
hauptsächlichen Kennzeichen des gegenwärtigen Zeitalters,"
— Darüber lässt mancherlei sich behaupten; so viel aber
scheint sicher, dass die Massen in Wirklichkeit im Fortschritt
der Entwickelung der Oivilisation ein immer höheres
Gewicht annehmen. Ihre Action jedoch, als Coli ectiv Action
der Individuen, kann nicht mehr und nicht weniger bewusst
sein, als die Seelenarbeit der Einzelwesen.

Le Bon geht bei seinen Untersuchungen wissenschaftlich
zu Werke und lässt sich im allgemeinen von keiner Partei
oder Schule in das Schlepptau nehmen. Dies beweisen seine

47*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0709