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696 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1899.)
Im Hauptstück über das Schöne sind manche gute
Gedanken entwickelt, die für Aesthetik belangreich sein
dürften. Das letzte Hauptstück beschäftigt sich mit der
Frage der Seele. Es handelt über Materie, Keime, Princip
des Lebens, Nützlichkeit des Glaubens, Dasein und Natur
der Seele, Kindheit und Alter, Fall, Anstrengung und
Hülfe, die beiden inneren Wege, die Hierarchie der Seelen
und den Verkehr derselben, ausnahmsweise Fähigkeiten, den
Tod, ausserirdische Seelen, die Göttlichkeit und das göttliche
Gesetz.
Für Francois offenbaren sich die Atome als Kräfte
und als Formen; die Krystalle sind ihm mechanische
Individualitäten, zum Unterschiede von den organischen;
es besteht ein besonderes, die Materie beherrschendes
Lebensprincip, eine unsterbliche Seele, welche den inneren
Kern aller Wesen ausmacht. Die Annahme derselben sei
nothwendig aus rein sachlichen Gründen, keineswegs blos
wünschenswert wegen der Nützlichkeit Das Wesen der
Seele liege eigentlich im Empfinden des Schönen und im
Streben nach dem Guten. Der Mensch bestehe aus Körper,
Geist und Seele. Man unterscheide in der Seele deren
Kraft und leren Bichtung. Während des leiblichen Lebens
scheine die eigentliche Seele ihren festen Sitz zu haben im
verlängerten Mark, und diese eigentliche unsterbliche Seele
mache das Princip des Lebens aus. —
Der Autor bekämpft den Materialismus mit guten
Gründen und hat richtiges Verständniss für die Metaphysik;
er entrollt schätzbare Vorschriften für das tägliche Dasein
und gesellschaftliche Zusammenleben, und schliesst sein
Werk mit wahren Worten über den Werth des Vergänglichen
und des Unvergänglichen. — Es ist sehr viel Wahres
und Gutes in der Arbeit von Francois; muss auch manches
noch ausreifen und harmonischer' sieh gestalten, strenger
Sonderung unterworfen werden, so kann man doch sagen,
dass das Buch nach correcter Weltanschauung strebt
und das Beste auf den Weg des Daseins mit zu geben
sucht. Seele möge der Autor als Gesammtbegriff, Geist,
Gemüth und Willen als Theilbegriff auffassen. Ferner wolle
derselbe dafür halten, dass Glück nicht Zweck des Daseins
ausmache, sondern nur Mittel sei zu einem höheren Zweck.
Und endlich wünsche ich ihm, die Erkenntniss der Verwerflichkeit
des Tantum-quantum — als System der Wirtschaft
und Gesellschaft — zu erlangen. Im u ebrigen empfehle
ich das Buch von Franpois auch den deutschen Strebens-
genossen zu aufmerksamer und fieissiger Lesung.
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