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704 Psychische Stadien. XXVI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1899.)
hinweist, womit auch das Ergebniss der vom „ Wissenschaftlichen
Verein für Okkultismus" zu Wien an der Feueramazone
Semona (cfr. November-Heft S. 656) vorgenommenen ärztlichen
Untersuchung übereinzustimmen scheint.
c) Ueber okkultes Werfen, dessen Urheber allen
Bemühungen einer wohllöblichen Hermandad zum Trotz,
wie in den meisten derartigen Fällen, wochenlang unentdeckt
blieben, berichtet in dem üblichen Reporterton Nr. 249 der
„N. Augsb.Ztg." aus Mödling (dem bekannten Vergnügungsort
der Wiener) nach der „N. Fr. Presse" vom 20. Okt. wie folgt:
„Die hiesige Bevölkerung befindet sich über eine mysteriöse
Af faire schon seit drei AVochen in der grössten Aufregung.
Es handelt sich um einen alten und abgebrauchten (sie!)
Spukschwindel, dessen Aufklärung aber noch nicht
gelungen ist. In der Schöffelvorstadt auf dem Schöffelplatz
befindet sich das Haus des Herrn Johann Weiss. In diesem
Hause betreibt der Eigenthümer einen Kleiderhandel und
eine Schneiderei. Nur durch einen schmalen Hofraum getrennt,
befindet sich hinter diesem Hause ein Konsumverein, und
an der rechten Seite ist das Haus des Kaufmanns Joseph
Dirriberger angebaut. Seit drei Wochen werden an jedem
Abend von 5 Uhr an Steine, Erdäpfel, Kohlenstücke, Gläser,
Flaschen und sonstige Gegenstände in den Hofraum des
Weiss geworfen, und dieses Bombardement hält bis 10 Uhr
Abends an. Da Herr Weiss bei aller Wachsamkeit den
Thäter nicht erwischen konnte, gerieih er mit seiner Familie
in grosse Aufregung und Furcht und verständigte die
Gendarmerie und Polizei von dem Vorfalle. Obwohl die
Sicherheitsorgane das Haus umstellten und die Nachbarhäuser
genau durchsuchten, konnte nichts Verdächtiges
entdeckt werden. Steine, Kohlen und sonstige Wurfgeschosse
flogen jedoch über die Köpfe der Sicherheitsorgane in den
Hof, wo schon einige Male Fensterscheiben zertrümmert
wurden. Ob zwar Hunderte neugieriger Personen in den
Abendstunden das Haus umstehen, konnte der Urheber der
inuthwilligen Belästigung bisher nicht ausfindig gemacht
werden. Herr Weiss hat eine Belohnung von fünfzig Kronen
für denjenigen ausgesetzt, dem es gelingt, den Thäter zu
eruiren." — Vielleicht könnte es den Bemühungen des
„ Wissenschaftlichen Vereins für Okkultismus" zu Wien noch
eher gelingen, einer medial veranlagten Person auf die Spur
zu kommen, an deren Gegenwart die Spukerscheinungen
geknüpft sind. — Nachschrift. Laut einer von demselben
Berichterstatter schon wenige Tage später gebrachten Mittheilung
hätte sich die ganze Geschichte nun doch als gewöhnlicher
Betrug eines boshaften Mädchens herausgestellt.
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