Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 705
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

705

Dieselbe Zeitung schreibt aus Wien vom 25. Oktober: „Das
Räthsel des Geisterspuks in Mödling ist gelöst. Gestern
ist es gelungen, dem mysteriösen Treiben im Hofraum des
Hauses Nr. 5 am Schöffelplatz ein Ende zu bereiten. Therese
Scherzenlechner, ein junges Dienstmädchen, bei einer im
Hause wohnhaften Partei, war es, die unbemerkt durch
lange Zeit alltäglich zur selben Abendstunde Steine, Kohlenstücke
, Flaschen und andere Gegenstände in den Hof hinab-
geworfen hatte. Sie fühlte sich in den letzten Tager* so
sicher, dass sie den Schabernak auch zu einer Stunde trieb,
in welcher Sicherheitsorgane das ganze Haus durchsuchten.
Unter den Gegenständen, die sie am Samstag Abends in
den Hofraum hinabgeworfen hat, befand sich eine Flasche
Laugenessenz. Diese wurde als Eigenthum der Familie
erkannt, bei der das Mädchen bedienstet ist. Therese Scherzen-
lechner wollte nun glauben machen, dass der Sohn ihres
Dienstgebers, ein 9 Jahre alter schwächlicher Knabe, die
Flasche in den Hof geworfen habe; was sich als eine offenbare
Lüge herausstellte, da der Knabe jeden Tag schon um 7 Uhr
zu Bette ging, und der Spuk immer erst gegen 9 Uhr seinen
Anfang nahm *) Das Mädchen wurde nun Sonntag und Montag
nicht aus den Augen gelassen, und der Spuk hatte nun sein
Ende. Gestern wurde Therese Scherzenlechner einem scharfen
Verhör unterzogen, wobei sie sich in derartige Widersprüche
verwickelte, dass ihre Schuld ausser allem Zweifel ist. Sie
wurde verhaftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert." —
Der Fall ist typisch für die Art und Weise, wie derartige
okkulte Vorgänge von Sicherheitsorganen und Zeitungsschreibern
, ohne jede Spur von Kenntniss der in Wirklichkeit
vorliegenden psychisch-physiologischen Erscheinungen
bei dem betreffenden Medium, abgemacht zu werden pflegen.
Dass das nun verhaftete Mädchen möglicherweise ganz un-,
bewus8t, vielleicht in Folge sexueller Störungen, bei dem
Werfen betheiligt war, wird nach obigem Bericht jedem
Kenner in hohem Grade wahrscheinlich sein. Wir erinnern
nur an den (im Januar-Heft S. 49 und im Juni-Heft S. 354
besprochenen) grossen Spuk in Nienadowka, wobei die damals
13jährige Anna Chorzempa auch schliesslich unter dem im
Rzeszower Krankenhaus von geistlicher Seite auf sie ausgeübten
Druck gestanden haben sollte, dass weder Hypnose,
noch Somnambulismus, noch Besessenheit, sondern ein
garstiger Bauernschwindel vorliege, an dem auch ihre Eltern
und sonstigen Angehörigen Theil genommen hätten, während

*) Der wohiweise Reporter hat offenbar ganz vergessen, dass er
oben selbst angabs „seit 3 Wochen an jedem Abend von 5 Uhr ani"

Red.

Psychische Stadien. Dezember 1899. 48


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