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Wolff: üeber die Hansen-Lehmanii'sche Erklärung etc. 25
lieber die Hansen - Lehmann'sche Erklärung der
Gedankenübertragung durch unwillkürliches Flüstern.
Von Eberhard Wolff-Breslau.
Mittheilung aus der G. P. F. zu Breslau.
Die Gedankenübertragung oder Mentalsuggestion wurde
zuerst in den Jahren 1825 -1850 und zwar unter der
Form des magnetischen Rapports vorzugsweise in Prankreich
beobachtet. Da jedoch die damals angestellten Versuche
wenig zahlreich waren, geriethen sie bald und für längere
Zeit in Vergessenheit. Erst im Jahre 1876, nachdem der
Amerikaner Brown das sogenannte Gedankenlesen entdeckt
hatte, richtete sich in Folge einer Mittheilung des Professor
Barret, die bei einer Sitzung der „British Association" verlesen
wurde, hauptsächlich wohl aber durch die Leistungen
der nunmehr allerorts auftretenden „Gedankenleser" die
allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf diesen Gegenstand. *
Es wurde übrigens bald von hervorragenden Forschern
(G. M. Beard in New York, Carpenter in England und Preyer
in Deutschland) in durchaus überzeugender Weise nachgewiesen
, dass dieses Gedankenlesen, welches richtiger
Muskellesen genannt werden müsste, lediglich durch die
unbewussten Zitterbewegungen der Person, welche der
Gedankenleser bei der Hand hält, verursacht wird und
deshalb mit einer eigentlichen Gedankenübertragung nicat
das mindeste zu thun hat.
Man versuchte nunmehr die Gedankenübertragung ohne
körperliche Berührung experimentell zu beweisen, zumal da
in den inzwischen in Aufnahme gekommenen spiritistischen
Sitzungen das thatsächliche Vorhandensein dieses Phänomens
häufig konstatirt worden war.
Die am 25. Februar 1882 in London gegründete „Society
for Psychical Research" richtete daher ihr Hauptaugenmerk
darauf, Untersuchungen über die Möglichkeit der Mentalsuggestion
anzustellen, und betraute damit unter anderem
die Herren Barret, Edmund Gurney, Fred. W. H. Myers,
Sidgwick und Podmore. Der im ersten Bande der „Proceedings
of S. P. R" enthaltene Bericht über die Experimente des
Komites war derart überraschend, dass man sich nunmehr
überall mit solchen Experimenten zu beschäftigen anfing,
welche in den darauf folgenden Jahren hauptsächlich in den
„Proceedings" veröffentlicht wurden. Die meisten dieser
Versuchsreihen sind allerdings für das Problem der Gedankenübertragung
ohne Bedeutung, da sie entweder zu
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