Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 49
(PDF, 212 MB)
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Gnbalke: Zur spiritistischen Hypothese.

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I.

Die Berechtigung der spiritistischen Hypothese beruht
auf innerer Notwendigkeit, — sie ist eine Konsequenz der
animistischen Hypothese, und von ihr gilt mutatis mutandis
das Voltaire'sche Wort: „Wenn es keinen Gott gäbe, so
müsste er erfunden werden1' —, wenn bis jetzt kein spiritistisches
Phänomen bekannt wäre, so müsste nach demselben
geforscht werden.

Wenn ich den Satz von Aksakorv vorausschicke, dass
der Animismus der wesentlichste Theil für die Rechtfertigung
des Spiritismus ist, so lege ich mit demselben meinen
überzeugungs- und pflichtmässigen Protest gegen den
verallgemeinernden, unberechtigten Gebrauch des Wortes
„Spiritismus" „spiritistisch" ein. Dem von mir als Mensch
wie als Psychologen hochgeschätzten, nunmehr aus seiner
phänomenalen Wirksamkeit ausgeschiedenen Carl du Prel,
der mir wie selten ein Mann der Wissenschaft im Empfinden
und Denken kongenial ist, weiss ich es keinen Dank, dass
unter seinem Vorgange das Wort ^Spiritismus^ als Gemeinbezeichnung
für das ganze Gebiet des Okkultismus fast
ausschliesslich im vulgären Gebrauch adoptirt worden ist.
Ich sehe ab von der richtigen Bemerkung Aksakows, dass
ein Name keine Hypothese, keine Lehre in sich schliessen
darf; ich konstatire nur die allgemeine Bedeutung von
„spirit",!welche im Englischen wie im Deutschen nie den
Geist des lebenden Menschen, sondern nur den Geist eines
Verstorbenen bedeutet, welcher spontan nach dem Tode
spukt'oder sich in mediumistischen Vorgängen geltend macht.
Ein Spiritist ist man also nur, soweit man von Erscheinungen
und Mittheilungen solcher verstorbener Geister überzeugt
ist. Da aber du Prel die rein spiritistischen Phänomene
durch den Monoideismus auf einen ganz scharf und eng
umschriebenen Kreis rein spontaner Vorgänge beschränkt,
den Mittheilungen der sich in spiritistischen Oirkeln meldenden
„Intelligenzen" aber mit seltenen Ausnahmen allen Werth
und Beweiskraft abspricht, überdem in allen seinen Werken
sich mit spiritistischen Phänomenen nur in sehr beschränktem
Umfange und nur so weit beschäftigt, um ihre Thatsäch-
lichkeit an sich festzustellen, so fühle ich mich mit Hübbe-
Schleiden berechtigt, du Prel das Recht absprechen zu
dürfen, das Ganze „Spiritismus", sich selbst einen „Spiritisten"
sans phrase r',u nennen. Ist es unstatthaft, weil unlogisch,
ein ganzes, umfassendes Gebiet nach seinem kleineren Theile
zu nennen, so kann es auch nur, wie die Erfahrung leider
bewiesen hat, verwirrend wirken und musste die grosse
Menge denkträger, urtheilsloser Köpfe verführen, jeden

Pftjrohisohe Stadien. Januar 1900. 4


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