Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 56
(PDF, 212 MB)
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56 Psychische Studien. XXVIL Jahrg. 1. Heft. (Januar 1900.)

Gebilde, bis sie, oft 1 Quadratmeter hoch, sich schliesslich
zu einer bis jetzt noch nicht dagewesenen Virtuosität
der Technik erhoben. Der Zeichnenstift ist nach der auch
von den Beobachtern bestätigten Angabe der Frau Vallent
in ihrer Hand ein fast unabhängiges Werkzeug. Der berühmte
Maler Professor Gabriel Max in München, dem die Bilder
vorgelegen haben, schreibt der „Sphinx", dass er eine solch
virtuose Technik bisher nicht kennen gelernt habe und sich
nicht vorzustellen vermöge, wie Derartiges in so kurzer Zeit
zu Stande gebracht werden könne. Frau Vallent hält den
rechten Oberarm frei vom Körper weg ganz unbeweglich,
der Ellenbogen und der Unterarm sind auch nicht aufgestemmt
oder gestützt, sondern schweben frei über dem
Papier und die Hand wirft mit energischer^Bewegung im
Gelenk fortwährend Punkte und Striche aufs Papier. Der
„Pester Lloyd" vom 19. Oktober 1899 brachte unter der
Ueberschrift: „Bei der Mondzeichnerin Vallent" folgende
Darstellung des Sachverhalts:

„Bekanntlich sind die Seancen, welche die Mondzeichnerin Frau
Vallent in Wien zugleich mit einer Ausstellung ihrer Zeichnungen veranstalten
wollte, von der Polizei mit der Begründung verboten worden,
dass „hygienische Rucksichten" gegen die Veranstaltung der Vorträge
sprechen. (Natürlich! — Red. der „Psych. Stud.") Frau Vallent hat dagegen
, wie Wiener Blätter melden, den Recurs eingebracht nnd reist in
den nächsten Tagen nach London*}, wo sie auf Einladung des occultistischen
Vereins in einigen Zusammenkünften der Vereinsmitglieder Proben ihrer
Kunst geben wird. Auf der Rückreise nach Budapest, wo Frau Vallent
ihren ständigen Wohnsitz hat, wird sie wieder Wien berühren, und sollte
bis dorthin der Recurs in günstigem Sinne erledigt sein, dann wird das
Medium das Wiener Publicum in einigen Seancen mit seiner geheimnissvollen
Art zu zeichnen, bekannt machen. Vorläufig hat Frau Vallent
einem kleinen Kreise von Geladenen, unter denen sich auch Vertreter der
Presse befanden, das Entstehen ihrer Mondbilder vorgeführt. —

In einer Villa im ^ Währinger) Cottage fand die interessante Produktion
statt, die mehr als zwei Stunden währte. Frau Vallent hat so gar nichts
von den äusseren Erscheinungen, mit denen man sich ein Medium ausgestattet
denkt. Sie ist Wienerin, klein und etwas zur Korpulenz neigend,
mit einem vollen, runden Gesicht, aus dem blaue Augen schauen. Frau
Vallent erzählt, dass sie sich nie mit Spiritismus, Occultismus oder Ani-
mismus beschäftigt habe; sie habe an der Seite ihres Mannes, der Orchestermitglied
der Budapester Oper ist, nur ihrem Hauswesen und ihrer Familie
gelebt, bis sie von dem „Geiste" als Werkzeug ausersehen worden sei,
dessen Zeichnungen zur Ausführung zu bringen. Sie behauptet, dass ein
tiberirdisches Wesen, das sich auf den Bildern und Zeichnungen immer
„Ralf" unterfertigte, durch ihre Hand zeichnet; Mondbäume und
Mondbewohner oder andere Lebewesen einer den Menschen unbekannten
Welt entstehen, von ihrer Hand ausgeführt, ohne dass sie dabei
etwas Anderes zu thun hätte, als die Striche zu machen. Sie selbst wisse
nie, was aus der angefangenen Zeichnung werden wird, ob eine Blume
oder ein den Mond bewohnendes Thier; und sie wurde auch nicht wissen,

*) Sollte wohl Berlin heissen! — Ii ed.


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