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66 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1900.)
Ursprung von vielen, wenn nicht allen, Lehren und Ueberlieferungen
, die im Mittelalter (in Europa) auftreten." (Jeher
Stern- und Feuerdienst, die dualistische Gotteslehre, die
Ideenlehre (von den Feruers) und die Magie der Perser
(Kap. VII) wird etwas genauer, über Gottesdienst und
Geheimwissenschaft der Phönicier (Kap. VIII) flüchtig gehandelt
. Zu längerer Darstellung (Kap. IX) geben Homer,
die Orphiker, Pythagoras, Sokrates, Plato Veranlassung, wobei
die Orakel, die Incubation, die Mysterien nicht vergessen
werden. Von den Etruskern und den Kömern (Kap. X) der
vorchristlichen Zeit, wobei namentlich Cicero*& Angaben zu
berücksichtigen sind, wird übergegangen zu Virgils gelegentlichen
Aeusserungen und der Geisterlehre des Apuleius.
Ziemlich eingehend werden die keltischen Völker behandelt
(Kap. XI), und zwar nach antiken Quellen die Gallier (zu
vergleichen Thierry, Histoire des Gaulois), nach neuen Quellen
die Gallegos, von denen — besonders nach Murguia's „Galicia"
und Mingue£ „Los Celtas" — Aufschlüsse über Volksglauben,
Sitten und Gebräuche gegeben werden, welche auch als
Beiträge zur Volkskunde der entlegensten Provinz Spaniens
willkommen sein dürften. Im älteren Keltenthum (die
kymrischen und gaelischen Ueberlieferungen hätten sich noch
ausgiebiger verwenden lassen) wird auf zwei neben einander
hergehende Grundanschauungen hingewiesen: den eigentlich
volksthümlichen Naturglauben, nach Art des hellenischen
Polytheismus, und die priesterliche Metaphysik, den
Druidismus, der sich nach Lehre und Brauch mit altpersischem
Mazdaismus berührt. Beim Eintritte in die
christliche Zeit bietet sich als nächster Gegenstand der
Betrachtung (Kap. XII) das Leben Jesu und darauf die
umfänglichen (hier jedoch nur gestreiften) Ueberlieferungen
über das Leben der Märtyrer, Einsiedler und Oönobiten,
der männlichen und weiblichen Heiligen; der Wissenschaft
unserer Tage wird empfohlen, „zu vergessen, dass jene
ungewöhnlichen Menschen die Verbreiter der christlichen
Lehre waren, und sie rein psychologisch zu betrachten; hier
eröffnet sich ein Beobachtungsfeld, dessen Bedeutung alle
kennen und anerkennen würden, wenn es sich bei den
chinesischen Bonzen oder den indischen Sanyasi, oder den
Priestern afrikanischer Volksstämme darböte. Warum sollte
nicht eine und dieselbe Thatsache bei einem jener 'Athleten
der Busse1 der alten Kirche ebenso viel Beachtung verdienen
wie bei einem australischen Wilden ?" — Die Emanationslehre
und Geisterhierarchie des Plotin und Porphyrius, die
Dämonologie und Theurgie des Jamblichus bilden den Schluss
des Bandes, an den sich die Darstellung des Mittelalters
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