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Wolff: üeber die Bansen-Lehmaim'sche Erklärung etc. 77
Flüsterweise sei. Wenn man die eigenen Worte Dr. Hanseris,
der ausdrücklich von „halbbewusster Hemmung des unwillkürlichen
, motorischen Antriebes" spricht, in Erwägung
zieht, erscheine vielmehr der Ausdruck: „Halbbewusgtßs.
Flüstern" viel zutreffender.
Zur Prüfung der Zöschen Experimente stellte Sidgwick
selbst mit seiner Frau und Frl. Johnson eine Reihe von
Versuchen an, bei welchen die Uebertragung ebenfalls durch
allerdings willkürliches Flüstern unter Weglassung der
Hohlspiegel geschah. Er giebt zu, dass ein zwei Fuss von
dem Absender entfernt stehender Beobachter häufig dessen
Flüstern weder hörte, noch äusserlich wahrnehmen konnte,
während dasselbe vom Empfänger nichts desto weniger verstanden
wurde, bemerkt aber, dass weder er, noch die beiden
Damen auch nur die geringste Tendenz zu dem von H. und L.
beschriebenen, halbwilikürlichen Flüstern entdecken konnten.
Dasselbe müsse vielmehr als eine sehr gekünstelte Flüstermethode
betrachtet werden, zu deren Ausführung grosse
Uebung erforderlich sei. Prof. Sidgwick hält es daher für
ausgeschlossen, dass Mr. Smith (der Agent in seinen Versuchen
) unbewusst geflüstert habe, zumal er ausdrücklich
auf diese Gefahr aufmerksam gemacht wurde, und ferner,
weil seine ganze Anstrengung auf eine Uebertragung des
Gesichtsbildes der Zahl gerichtet war.
Uebrigens konnte Prof. Sidgwick keineswegs immer bei
seinen Hypnotisirten Hyperästhesie feststellen, obgleich er
stets besonders darauf achtete. Er hatte auch bereits bei
seinen ersten Versuchen die Möglichkeit einer Uebertragung
durch Flüstern in Betracht gezogen, so dass die lösche
Erklärung ihm keineswegs neu war.
Trotz alledem würde er sich bereit erklärt haben, dieselbe
als die wahrscheinlichste zu acceptiren, wenn nicht
die Experimente, bei welchen der Agent und der Perzipient
sich in verschiedenen, durch eine geschlossene Thür von
einander getrennten Zimmern aufhielten, ebenfalls einen
relativ beträchtlichen Prozentsatz richtiger Fälle ergeben
hätten. Die Thatsache, dass schwache Geräusche an gewissen
Punkten eines geschlossenen Raumes verstärkt und
darum hörbar werden, ist allerdings, wie schon oben bemerkt,
wenig geeignet, die Uebertragung durch Flüstern auch bei
diesen Versuchen glaubhaft zu machen, zumal wenn man
berücksichtigt, dass, wie Herr Prof. Sidgwick versichert,
Absender und Empfänger ihre Plätze in beiden Zimmern
häufig wechselten.
Prof. Sidgwick wendet sich nun zu der oben beschriebenen
Art und Weise, mit welcher L. durch Vergleichung der
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