http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0085
Wolff: Ueber die Haneen-Lehmann'scbe Erklärung etc. 79
einzigen Erfolg, ausser den durch Zufall sich ergebenden,
zu verzeichnen hatte, so dass mau annehmen muss, das»
an solchen Tagen der Perzipient weder durch sein Ohr,
noch sonstwie Eindrücke der richtigen Zahlen erhielt,
mithin also auch kein Verhören stattfinden konnte. Ein
grosser Theii der bei den Sidgwick'&chen Versuchen vorgekommenen
Verwechselungen ist also durch blossen Zufall
bestimmt gewesen, und kann daher nicht durch phonetische
Gesetze erklärt werden, wenn dieselben auch selbstverständlich
auf viele der Verwechselungen angewandt werden können.
Eine der Hanserischen Erklärungen, nämlich die der
Verwechselung von 7 und 0, welche ihren Grund in der
Aehnlicbkeit zwischen seven und zero haben soll, ist aber
jedenfalls falsch, da die Bezeichnung für 0 im Englischen
nicht zero, sondern nought oder ought ist. Zwischen seven
und nought aber dürfte man wohl kaum eine Aehnlichkeit
entdecken können.
Der Versuch Hanseris und Lehmann'*, durch Experimente
mit flüchtig, und daher undeutlich gesehenen Zahlen
die Unhaltbarkeit der Sidgwick'schen Hypothese, dass durch
* die telepathische Einwirkung Gesichtsbilder bei den Perzipienten
hervorgerufen worden wären, zu beweisen, hält
Prof. Sidgtvick für durchaus misslungen, da die Empfänger
keineswegs sich darüber beklagten, dass ihre Halluzinationen
zu kurze Zeit sichtbar wären, als vielmehr darüber, dass sie
zu entfernt, zu undeutlich und zu verwaschen seien.
Zum Schluss wendet sich Prof. Sidgtvick zu der Bemerkung
Lehmann1 dass die Erfolge bei den Versuchen
mit Uebertragung von Zeichnungen lediglich auf Ueber-
schätzung der Aehnlichkeit zurückzuführen seien, und kommt
hierbei ebenfalls zu dem Resultat, dass diese Behauptung
Lehmann'* den Thatsachen nicht entsprechend ist und von
unwissenschaftlicher Leichtfertigkeit zeugt. —
Will man sich nun nach dem Vorangegangenen ein
Urtheil über die Zische Theorie bilden, so wird man wohl
zunächst deren ausserordentliche Bedeutung für die Frage
der Mentalsugestion unbedingt anerkennen müssen. Zwar ist
Sidgtvick der Nachweis gelungen, dass die £.'sche Methode der
Vergleichung der in beiden Versuchsreihen vorgekommenen
Verwechselungen durchaus nicht als beweiskräftig angesehen
werden könne, aber die Thatsache des unwillkürlichen/
Flüsterns bleibt davon völlig unberührt. y
Wenn auch Prof. Sidgtvick hervorhebt, dass es ihm
selbst niemals gelungen sei, bewusst unwillkürlich zu flüstern,
so findet dies seine Erklärung vielleicht darin, dass er seine
Aufmerksamkeit auf die eintretende Innervation der Sprech-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0085