Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 83
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wolff: üeber die Hansen-Lehmann'sche Erklärung etc. 83

eine scharfe Gedankenkonzentration des Absenders notwendig
sei, stellte es sich nunmehr heraus, dass unter
Umständen auch Vorstellungen übertragen werden können,
welche gar nicht im Bewusstseinsinhalte des Agenten sich
befinden. Bei Frau Piper ist dieses Phänomen sehr ausgeprägt
. Sie vermag in ihrem Trancezustande, während sie
scheinbar von Geistern kontrollirt wird, Aufschlüsse über
Privatverhältnisse von anwesenden, ihr ganz unbekannten
Personen zu geben, und zwar ohne dass diese im Augenblick
daran denken. Sie erwähnt Vorfälle aus dem Leben derselben
, welche den Betreffenden fast ganz aus dem Gedächt-
niss geschwunden waren, und auf welche sie sich manchmal
nur mit grosser Mühe besinnen können. Ja es wurde
wiederholt die Beobachtung gemacht, dass Frau Piper nicht,
oder doch nur selten im Stande ist, dasjenige, auf welches
die betreffende Person ihre Aufmerksamkeit richtet, zu
errathen, so dass man annehmen muss, dass die üebertragung
durch intensives Denken seitens des Absenders nur gestört,
oder gar aufgehoben wird. Daraus geht hervor, dass Frau
Piper ihre Informationen fast ausschliesslich aus den halb-
oder unbewussten Schichten des Gedächtnisses der Anwesenden
entnimmt.

Die telepathische Einwirkung tritt also hier unter ganz
anderen Umständen auf, als bei den Gedankenübertragungsexperimenten
, welche man noch bis vor kurzem für allein
geeignet hielt, das Vorhandensein der Telepathie zu beweisen
. Die Rollen des Agenten und Perzipienten scheinen
vertauscht, der Absender nimmt einen mehr passiven, der
Empfänger einen mehr aktiven Charakter an. Es scheint
also, dass wir es hier mit einer anderen Art Telepathie
zu thun haben, welche man im Gegensatz zu der in den
Gedankenübertragungs versuchen vorkommenden, aktiven
oder bewussten Fernwirkung passiv oder unbewusst nennen
kann. Dass die passive Gedankenübertragung durch automatisches
Flüstern seitens des Agenten zu Stande komme,
ist aus dem bereits oben angegebenen Grunde völlig ausgeschlossen
. Die unbewusste Telepathie ist daher nach
den jüngsten, sorgfältigen Untersuchungen erster
Gelehrter als erwiesen anzunehmen. Mit der aktiven Gedankenübertragung
ist dies freilich nicht in demselben Maasse
der Fall, da, wie wir gesehen haben, als beweiskräftig für
dieselbe nur die Versuche Sidgwick's, bei welchen Agent
und Perzipient in zwei unter einander gelegenen Zimmern
sich aufhielten, sowie ein Theil der Experimente mit Üebertragung
von Zeichnungen gelten können. Die Anzahl dieser
Versuche ist aber entschieden nicht hinreichend, um eine

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