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88 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1900.)
ganz Gleichgültiges und Zufälliges vorher ankündigen, wie
in Symbolen; ja manchmal tragen diese Vorzeichen ganz
den Charakter der symbolischen Traumsprache, obwohl sie
sich aus Vorgängen der gewöhnlichen fünfsinnlichen Wahrnehmung
zusammensetzen, und bei mediumistisch veranlagten
Personen steigern sie sich zu entsprechenden Phänomenen
. In Fällen kommender schwerer Krabkheit, Unglück
oder auch Tod kann sich die latente Disposition des
Betreffenden auf die gleichartige des stark Interessirten
mediumistisch übertragen und so ungewöhnliche Vorzeichen
veranlassen — je nach der Empfänglichkeit. Hellseherisch
Begabte haben alsdann Visionen, Medien sehen Phantome.
Die Regel bilden jedoch die gewöhnlichen Vorzeichen in der
sichtbaren Natur oder in unserer Umgebung, wofür man
ganze Katechismen entworfen hat. Es ist indessen zu beachten
, da8S nicht Jeder Einfluss für solche Omina hat,
ferner, dass nur die ungewöhnlichen Ereigniss eihren Schatten
vorauswerfen; man braucht daher nicht bei jeder schwarzen
Katze bange zu sein, die einem Abends über den Weg läuft!
Eine andere Form desselben Vorgangs sind die Gedankenübertragungen
, wenn wir unbewusst unsere Tbätig-
keit auf Jemand richten, weicher sich gleichzeitig mit uns
beschäftigt, z. B. die häufige Kreuzung von Briefen und
Aehnliches. Das Studium der Horoskope zeigt dann die
Verbindung an, die und deren ungefähr bestimmbaren
Charakter man auch voraussagen kann.
Man muss natürlich auch die Möglichkeit eines direkten
„Gedankenwurfs durch die Luft" zulassen, die Gedankenübertragungen
wären alsdann die häufigste Form des
Mediumismus; immerhin wirft es auf die physische Natur
dieser ätherischen Uebertragungen ein erklärendes Licht,
dass die Gestirnkonstellationen sie erst bedingen! (Siehe
meine „Physik der Astrologie".)
Das Kesultat unserer Untersuchungen ist,
dass sich die sämmtlichen supernormalen psychischen
Erscheinungen durch einen natürlichen
Somnambulismus unserer Wahrnehmung erklären
lassen, der eine nothwendige und allgemeine
Grundlage unseres Lebens bildet und
der uns beständig triebförmig beherrscht. Das
beste objektive Prüfungs- und Beweismittel für diese latent
(im Verborgenen) funktionirenden Energien ist die Astrologie;
sie allein enthüllt uns diesen Unterbau unseres Lebens einschliesslich
unserer Schicksale in seiner ganzen Grossartigkeit
wie in einem magischen Spiegel — in dem Spiegel
des gestirnten Himmels und seiner Bewegungen.
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