Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 100
(PDF, 212 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0106
100 Psychische Studien, XXVII. Jahrg. c2. Heft. (Februar 1900.)

von Materiellem und Psychischem. Descartes war der erste,
welcher energisch für diese Scheidung eintrat, indem er
das Weltganze aus zwei von einander grundverschiedenen
Substanzen ableitete, wovon er die eine die denkende, die
andere die ausgedehnte Substanz nannte; mit anderen
Worten er unterschied scharf zwischen Seele und Körper.
In noch schärferer Weise vertiefte dieser Unterschied der
in Descartes*'scher Anschauungsweise herangewachsene berühmte
Schüler dieses Philosophen, Baruch Spinoza*)

Die ganze Psychologie des 18. Jahrhunderts war in
blinder Weise von dieser Unterscheidung beherrscht, ja die
Behauptung, dass die Seele eine Substanz und deshalb als
solche unsterblich und selbständig sei, das war so sehr in
das Bewusstsein aller Gebildeten dieses Jahrhunderts übergegangen
, dass es erst Kaufs tiefsinniger Kritik bedurfte,
um das Transcendentale dieser Behauptung aufzudecken.
Auch die hervorragendsten Psychologen des 19. Jahrhunderts
, Herbart und Lotze, sind strikte Anhänger der
Substantialitäts-Theorie geblieben. Nach Herbart ist die
Seele ein Reales, dessen einfache Qualität wohl vorhanden
ist, obschon wir sie nicht beweisen können. Was wir von
diesem einfachen Realen erfahren, was über die Schwelle
des Bewusstseins tritt, sind nichts weiter als Selbsterhaltungen
, welche dieses einfache Wesen in seinen
Wechselbeziehungen zu anderen Wesen behaupten lassen.**)

**) Spinoza hat jedoch bekanntlich den kartesianischen Dualismus insofern
überwunden, als bei ihm Denken und Ausdehnung nur die beiden
Grundformen oder „Attribute" sind, unter welchen die Eine unendliche
Substanz (Welt-Gott) uns erscheint, wobei er ausdrücklich betont, dass sie
das objektive Wesen der Substanz nicht decken oder erschöpfen, sondern
lediglich empirisch aufgenommene Bestimmungen sind, in welchen die an
sich unendlich vieler Attribute fähige Substanz sich der subjektiven Erkennt-
niss des Verstandes darstellt. Die Einzelwesen, die unter dem Attribut des
Denkens betrachtet, Ideen, unter dem der Ausdehnung, Korperdinge
sind, befasst Spinoza unter dem Begriff des Accidenz als Modi, die sich als
stets schwindende, nie wahrhaft seiende Gestalten zur Allsubstanz wie die
kräuselnden Meereswellen zum Meer verhalten, so da?s alles Einzelne und
jedes Theilwesen als ein bloss Endliches in den Abgrund der göttlichen
Substanz oder ewigen Alleinheit versenkt wird und der spinozistische Pantheismus
als Monismus bezeichnet werden muss. — Red.

**) Der eigentliche Vater des transscendentalen Individualismus ist aber
der grosse Denker Leibniz (1646-1716) mit seiner Lehre von den unendlich
vielen Monaden als für sich seienden, verschiedener Modifikationen (d. h.
Wesenszustände) fähigen Einzelwesen, bezw. lebendig thätigen, unzerstörbaren
Kraftcentren, in welchen sich alles, was ist und geschieht, d. i. das Universum
, central wiederspiegelt und von welchen jede durch ihre eigene spontane
Kraft die Allheit der Dinge, wie im Keime, ideell in sich trägt, so
dass hier Substantialität und Aktualität gewissermassen verbunden erscheint.

(Schluss folgt.) Red.


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