http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0111
Gubalke: Zur spiritistischen Hypothese.
105
Bedürfniss und die Befähigung haben, in das* Grenzland
hinüber zu wirken.
II,
Was den Umfang der spiritistischen Hypothese anlangt,
so gewinnen wir zunächst über das Zahlen- und Werth-
Verhältniss zur amnestischen Hypothese ein oberflächliches
Urtheil, wenn wir einen kurzen Blick auf die Literatur werfen.
Aksakow schrieb in seinem „Animismus und Spiritismus"
640 Seiten über die animistische, 128 Seiten über die
spiritistische Hypothese und zwar in der Ueberschrift zu
letzterer den Spiritismus als weitere Stufe des Animisiaus
bezeichnend, welcher der wesentlichste Theil für die Rechtfertigung
des Spiritismus sei. Diesem Absätze setzte er als
Motto vor: %Der Procentsatz des Verkehrs der Geister mit
dem Menschen ist noch immer recht klein", und am Schlüsse
der Einleitung sagt er: „Für die Anwendung eines irdischen
Lebens kann es keinen erhabeneren Zweck geben, als die
transscendentale Natur des menschlichen Wesens
zu beweisen versuchen, das zu einer weit erhabeneren Bestimmung
berufen ist, als die phänomenale Existenz." Diese
phänomenale Existenz und deren Untersuchung war
ihm also die Hauptsache der okkultistischen Forschung. —
Heilenbach schrieb den Individualismus im Lichte der
Biologie — die Philosophie des gesunden Menschenverstandes
, Gedanken über das Wesen der menschlichen
Erscheinung — Geburt und Tod als Wechsel der
Anschauung oder die Doppelnatur des Menschen:
sie alle haben es mit dem lebenden Menschen zu thun, sind
wesentlich animistischen Inhalts. Gleicherweise verhält es
sich mit den Schriften Carl du Prefa. Als er sich zum
Studium des Problems des Spiritismus genöthigt sah, fand
er bald, dass der isolirt studirte Spiritismus, wie dies leider
50jährige Erfahrung mehr als genügend bestätigt, zu ganz
falschen Schlüssen führe; darum Hess er ihn liegen und
studirte den animalischen Magnetismus und Somnambulismus,
d. h, den Animismus, das Hineinragen des Menschen in die
Geisterwelt, das auf eine spätere biologische Entwickelungs-
stufe hinweist, anstatt des Herein ragens der Geisterwelt in
die unserige, was, wenn zwar nicht eine JJückläufigkeit, doch
mindestens eine schleifenförmige Verzögerung in der Fortentwickelt
^ bedeuten würde. Die Frucht dieser Studien
war sein grundlegendes Werk „die Philosophie der Mystik",
in welcher er im Traumleben, diesem phänomenalen
Zwischenzustande zwischen dem Diesseits und Jenseits, das
Charakteristicum aller animistischen Phänomene erkannte,
»
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0111