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128 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1900.)
licherKlarheit befreienden Individualseele. Wenn er aber (S. 341 u. ff.)
„Gott" als die relative Vollkommenheit alles dessen betrachtet, was als
Empfinden, Denken und Schaffen unser Leben ausmacht und die Gottheit
als „die höchste Geistesmacht" zwar himmelhoch über menschlichem Können
[ stehen, aber doch, wenigstens in der Gegenwart, im absoluten Sinne nicht
vollendet sein lässt, da das gewaltige Entwickelungswerk im Allleben klar
ersichtlich noch nicht zur Vollendung gelangt und überdies einem ewigen
Kreislauf unterworfen ist, so muss ihm entgegnet werden, dass der Begriff
einer „relativen Vollkommenheit" logisch betrachtet eine contradictio in
adjecto in sich schliesst, insofern vollkommen ein absoluter Begriff ist. —
[ Von besonderem Interesse für Okkultisten dürften die geistvollen und klaren
Ausführungen des Verfassers über Spiritismus (S. 35 u. 399), über Unsterblichkeit
\S. 88 u. ff.) und über die Bedeutung der von der jetzigen
Wissenschaft völlig verkannten Astrologie (S. 393 u. ff.) sein. Im
Spiritismus der Gegenwart, dessen Aufgabe wäre, über das Wesen
unsichtbarer Welten und die Beziehungen ihrer Bewohner zu uns Menschen
Aufklärung zu bringen, erblickt er nicht ganz mit Unrecht „eine verwilderte
j Pflanze, die erst bis auf den Kern veredelt werden muss, bevor sie in die
Blüthezeit und einst in die Zeit des Früchtetragens wird eintreten können."
Seine Forderung, dass auch im politischen Zusammenleben der Völker die
geistig rückständigen Individuen sich der erprobten Einsicht der Denker
in freiwilligem und unbedingtem Gehorsam, wie auch die Frau dem ihr
geistig überlegenen Mann unterzuordnen hätten, erinnert stark an Plato's
utopischen Freistaat, in welchem die Philosophen Könige und die Könige
Philosophen wären. — Bemerkt sei noch, dass der durch seine selbstlose
Opferwilligkeit rühmlich bekannte Verf. bereit ist, sein schönes Buch auf
bestimmte Wochen gratis an Interessenten zu verleihen und es denselben
kostenlos, jedoch unter der Bedingung frankirter Rücksendung, zuzusenden
. Fn(z Freimar.
Blätter für Leben Mm ff etfftmu*. Organ für die Verbreitung und
Interessen des Lebensmagnetismus. Begründet und herausgegeben von
H. R. Paul Schroeder. Monatlich zwei Mal im Verlag von Arwed Strauch,
Leipzig, jährl. 6 M. — Nr. 1-8. Laut Programm dieser seit 1. Oktober
erscheinenden neuen Zeitschrift will der durch seine eigenartige magnetische
Heilmethode in ganz Deutschland rühmlich bekannte Verfasser der jetzt
vollendet vorliegenden ausführlichen „Geschichte des Lebensmagnetismus
und des Hypnotismus von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart" die
Wirkungen und den Nutzen einer auf anatomisch-physiologischem Studium
beruhenden magnetischen Behandlung unter kritischer Beleuchtung gegenteiliger
Aeusserungen verbreiten, die Gegensätze auf dem Wege
unparteiischer, ehrlicher Prüfung schlichten, Anerkennung nicht nur
von seiten selbstständig denkender Skeptiker, sondern auch der staatlichen
Behörden für Heilkunde erringen, zugleich aber durch schonungsloses
Aufdecken aller niedrigen, selbstsüchtigen Bestrebungen Unberufener und
Gehässiger den Kampf gegen Unduldsamkeit und Bosheit der Gegner,
sowie gegen pfuschende Heilkünstler im eigenen Lager eröffnen und so
das Publikum vor der Täuschung durch Schwindler warnen. Aus dem
reichhaltigen Inhalt der bisher erschienenen Hefte sind die mit gelungenen
Abbildungen geschmückten Lebensabrisse bedeutender Vorkämpfer auf
fraglichem Gebiete, ferner Originalartikel über Magnetismus, Hypnose,
Geheimmittel, Mysticismus, Zauberei und Hexenwesen, kritische Bücherbesprechungen
, sowie gelegentliche Mittheilungen „aus meiner Sammelmappe
", und namentlich die unter der Rubrik: „Gesund und krank"
mitgeteilten „Vorlesungen und Besprechungen" der magnetischen Heilweise
vom Herausgeber selbst hervorzuheben, welcher übrigens allen
mystischen und speziell auch den okkulten Problemen vom Standpunkte
des „gesunden Menschenverstandes" aus ziemlich ablehnend gegenübersteht
Fritz Freimar.
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