Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 144
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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144 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 3. Heft. (März 1900.)

lösen. Auch die Rolle > die erfahrungsmässig die üebung
spielt, muss berücksichtigt werden. Durch die Uebung
kann es geschehen, dass die Geschwindigkeit der sogenannten
Doppelleistung erheblich kleiner bleibt, als die Summe der
Geschwindigkeit beider einzelnen Leistungen.

Noch mehr. Dessoir will sogar ganz alltägliche, jeder
wissenschaftlichen Untersuchung entbehrende Dinge für seine
Behauptung der doppelten psychischen Leistung verwenden.
So führt er folgendes Beispiel an: „Ein Freund besucht mich
und erzählt mir eine Neuigkeit, die mich veranlasst, ihn sofort
auf einem Gange zu begleiten. Während er den merkwürdigen
Fall berichtet, rüste ich mich zum Ausgehen. Ich
binde mir einen neuen Kragen um, wende die Manschetten
etc., aber alles dies, indem meine Aufmerksamkeit ausschliesslich
mit der Erzählung beschäftigt ist, und dies in
wiederholten Fragen kundgiebt. Unten auf der Strasse fällt
mir plötzlich schwer aufs Gewissen, dass ich den Schlüssel
vergessen habe, ich eile wieder hinauf, suche vergebens
an allen Ecken und Enden, fasse schliesslich in die Tasche
und finde das Gesuchte. Als ich das nachher dem Freunde
mittheile, erwidert er: „Das hättest du mir bloss eher sagen
sollen, ich habe ja .deutlich gesehen, wie Du das Schlüsselbund
aus dem Kasten nahmst, den Hausschlüssel herauszogst
und zu dir stecktest." Dessoir meint, dass hier
also die Gleichzeitigkeit einer Wahrnehmung und einer
koordinirten, zweckmässigen, also nicht unbewussten Handlung
vorliege, uud verlegt die Quelle der letzteren in eine
latente Sphäre des Bewusstseins, ins Unterbewusstsein.

Dagegen ist aber einzuwenden, dass diese ganze Reihe
von Thätigkeiten doch mehr einem in ganz bestimmten
Bahnen ablaufenden Reflexe gleicht, der durch die Vorstellung
des Ausgehens ausgelöst wurde, als einer Bewusst«
seinsthätigkeit. Schliesslich wäre ja jede Unterhaltung beim
Spazierengehen ein Beweis für Ober- und Unterbewusstsein!
Nur ganz kurz will ich die Möglichkeit dieses Reflexvorganges
hier berühren.

Wir müssen annehmen, dass unsere Begriffe ebenso wie
unsere Bewegungen an gewisse Zellen der grauen Hirnrinde
gebunden sind, zwischen denen Verbindungen bestehen.
Diese herzustellen, ist die Aufgabe beim Erlernen jeder
geistigen und körperlichen Thätigkeit. Dabei müssen eine
Menge anderer möglichen Verbindungen ausgemerzt werden,
um feste, einseitige Koordinationen, um eine Logik der
psychischen Thätigkeit herzustellen.

Man denke an die Dressur des einzelnen Fingers und
Ausschalten unnöthiger Mitbewegungen beim Klavierspiel!


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