Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 145
(PDF, 212 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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W. Bohn: Ein Fall von doppeltem Bewusstsein. 145

Je fester die Verbindungen nun sind, desto weniger bedarf
es einer Willensanstrengung und Bewusstseinsthätigkeit,
um die ganze logische Keihe bestimmter Vorstellungen
und Handlungen ablaufen zu lassen. So werden ursprünglich
„willkürliche" und bewusste Handlungen zu einer Art
Reflex. Es ist da nicht eine besondere, neue Form des
Bewusstseins, die ans entgegentritt, sondern das Bewusst-
sein ist eben, wie Ribot sagt, immer nur ein geringer Theil
der physischen Individualität, die durch den Organismus
und seine höchste Vertretung, das Gehirn, gebildet wird.
Vielleicht beweist aber das Faktum, dass während der
bewussten Wahrnehmung jene reflektorische Handlung uns
unbewusst geschieht, gerade, dass für das Bewusstsein jede
Gleichzeitigkeit zweier Leistungen unmöglich ist, dass man,
wie Wernickc ausführt, nicht in einem Augenblicke zwei
Dinge klar denken, thun oder wahrnehmen könne. Die alte
psychische Thatsache, sagt Sehr enck-Notzing, dass in einer
Zeiteinheit nur ein psychischer Vorgang die höchste Intensität
des Bewusstseins in Anspruch nehmen kann, wird
durch die neuen Theorien und die unzulänglichen Versuche
über Ober- und Unterbewusstsein in nichts erschüttert.

Die Spaltung der Persönlichkeit

Dem normalen Gehirn, dem normalen Seelenleben,
gehört eine Verbindung seiner psychisch - funktionirenden
Elemente, eine Regelung ihrer Thätigkeit an, die uns in
ihrer logischen Entwickelung und scheinbaren, dauernden
Gleichartigkeit als Charakter, als Persönlichkeit imponirt.
Diese Einheit der Persönlichkeit muss aber Störungen erleiden
, sobald durch krankhafte Vorgänge Verbindungen
psychischer Elemente oder Reihen gelöst werden. Dieser
Vorgang, den Wernicke als Sejunktion von Vorstellungsreihen
bezeichnet hat, kann ein rein psychischer sein; er
kann sich aber auch von vornherein mit Störungen auch
in der motorischen und sensiblen Sphäre verbinden, ja wir
werden sehen, dass diese letzteren vielfach die Grundlage
für das Symptom der Spaltung und des Wechsels der
Persönlichkeit abzugeben scheinen.

Unter Spaltung der Persönlichkeit wollen wir das Auftreten
zweier verschiedener Gruppen von unter sich unabhängigen
, ja einander widersprechenden psychischen Eigenschaften
in einem Individuum verstehen, die als zwei
verschiedenartige Persönlichkeiten empfunden und gedeutet
werden. Dieses Krankheitssymptom ist oft mit Halluzinationen
von Stimmen oder Gesichten verbunden, oft auch
mit körperlichen Sensationen. So erzählt uns Morel von

PgyehUohe Studien. März 1900. 10


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