Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 146
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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146 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 8. Heft (Mäiz 1900.)

einer Kranken, die glaubte, dass auf ihrer linken Seite sieh
ein Dämon befinde, der ihr allerlei Böses erzählte, auf der
rechten der Schutzengel, der sie bewahre. Sie selbst empfand
beide Einwirkungen sogar oft nur wie eine Zuschauerin bei
einem Schauspiele. — Wollen wir wissen, wie sich ein ähnlicher
Fall noch weiter entwickelte, so erinnern wir uns
der oft citirten Krankengeschichte, die James einem Berichte
des Dr. Barow entlehnte. Eine hysteroepileptische Frau
hielt ihren Arm für ein fremdes Glied (auf Grund wahrscheinlich
sensorischer Störungen desselben). Dieser Arm
begann jedoch bald eine aktive Rolle zu spielen, schrieb
und handelte ganz selbständig, und wirkte lange Zeit hindurch
als der Schutzengel der unglücklichen Frau. — Die
Brücke, die diese zwei Fälle verbindet, dürfte eine Beobachtung
von Juranville sein. Ein dreissigjähriger Junggeselle
, erblich belastet, von jeher reizbar, hatte bis zum
dritten oder vierten Lebensjahre an Konvulsionen gelitten,
bis zum einundzwanzigsten Jahre an Ohnmachtsanfällen.
Im sechsten Jahre Scharlach, im siebenten eine Insolation
mit nachfolgender, lange dauernder Bewusstlosigkeit> vom
zehnten bis zwölften wiederholte Anfälle von Gelenkrheumatismus
mit Peri- und Endokarditis. Geschlechtlich
sehr reizbar und ausschweifend, acquirirte er wiederholt
Tripper und im neunzehnten Jahre eine syphilitische Infektion
mit nachfolgenden schweren, sekundären und tertiären
Erscheinungen. Dabei mehr oder weniger chronischer Alkoholist
, hatte er schon längere Zeit nächtliche Halluzinationen
und ängstliche Träume gehabt, ebenso nach einer zweiten
Insolation. Drei Tage nach derselben erkrankte er dauernd;
er hörte Nachts plötzlich eine abgerissene Phrase und auf
seine Frage, wer mit ihm spreche, den Namen Gabbadge,
sah dann wenige Tage später des Brustbild dieser hallu-
zinirten Persönlichkeit, das ihm wiederholt, immer in derselben
Weise im Jägerkostüm, erschien. Seitdem wurde er
besonders Nachts von diesem Herrn Gabbadge viel mit
Fragen gequält, auf die er antworten musste, und er wurde
zu allerhand verbrecherischen Handlungen aufgefordert. Der
Einfluss dieser fiktiven Persönlichkeit wurde allmählich so
gross, dass er ihr in allem unbedingt gehorchte und auf ihr
Geheiss mehrere Mord- und Selbstmordversuche unternahm,
über welche er in freien Augenblicken die heftigsten Gewissensbisse
empfand. Da sein Quälgeist seine geheimen
Gedanken kannte, so kam er allmählich zu der Ueberzeugung,
dass er zwei Gehirne habe und (wohl auf Grund abnormer
Empfindungen) dass Herr Gabbadge das linke desselben, wie
überhaupt seine ganze linke Körperhälfte einnehme. Als


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