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154 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 8. Heft (März 1900.)
ihr Körper wie leblos erscheint. Nach einigen Sekunden
erwacht sie wieder und sagt: e fatto. Der Kasten wird
geöffnet, das Papier von dem Thon weggenommen und man
erblickt eine Vertiefung in Form einer Hand, oder eines
Gesichts, oder von beidem, in vollem Detail.
Soll der Vorgang bei hellem Lichte erzielt werden, so
wird Eusapia noch müder und sagt, sie könne nichts thun.
Jedoch liess sich einmal der Abdruck von Fingerspitzen
erhalten, wie von einem höchstens einjährigen Kinde, mit
deutlichen Zeichen der Nägel und Nagelfurchen. Bei voller
Dunkelheit erscheint zuweilen über dem Kasten eine
leuchtende Hand oder ein Gesicht, während Eusapia wie
todt dasitzt. Dann erhält man auch deutlichere Figuren,
mit scharfen Umrissen und erkennbarem Ausdrucke (siehe
beif. Tafel). Der Ausfall des Versuches hängt auch davon
ab, ob der Thon eingeschlossen ist oder nicht; im ersteren
Fall wird das Medium stärker angegriffen, und es ist mehr
Zeit nöthig. Nachdem ich von der Realität der Erscheinungen
überzeugt war, stellte ich den Thon in einer Schüssel
auf den Tisch, deckte darüber ein ßlatt Papier und siegelte
dessen Enden an den Tisch, traf auch sonstige Vorsichts-
maassregeln. — Viele Abdrücke scheinen wie mit einem
Gewebe überzogen, fein wie Seidenbattist, oder auch stärker,
wie gewöhnliche Leinwand. Das Deckblatt erscheint nach
dem Abnehmen der Siegel nie zerrissen, verschoben oder
zerknittert; die Abdrücke sind darunter, als ob die Kraft
unterhalb des Papieres zu wirken anfinge, oder als ob das
Papier ein elastisches Gewebe wäre, das nach dem Dehnen
seine frühere Lage wieder einnimmt; doch ist nirgends eine
Spur von Thon daran zu sehen.
Unter dön photographischen Abbildungen dieser Abdrücke
, welche alle merkwürdig sind, verdient besondere
Aufmerksamkeit die eine von Herrn Chiaia erhaltene. Es
ist eine Hand, deren Daumen über den eingeschlagenen
Fingern liegt. Will man von dieser Hand einen Abdruck
in Thon machen, so ist klar, dass bei der Konsistenz der
Masse, alle Theile der Hand, die oberhalb des Daumens
liegen, sich nicht abdrücken können, weil doch dieser beim
Einsinken eine Höhlung in den Thon macht, welche verhindert
, dass die entsprechenden Details des Mittel- und
Zeigefingers sich abdrücken. Trotzdem erscheinen hier deutlich
die Details sowohl der inneren Fläche des Daumens,
als auch des Theiles der Rückenfläche von Mittel- und Zeigefinger
, welche der Daumen bedeckt. Auch bemerkt man
in der Figur ein Gewebe, das die ganze Hand bedeckt; doch
nicht wie ein Handschuh — denn es bildet Falten, welche
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