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Wernekke: Manuel Otero Aoevedo und seine Schriften. 155
aber die Fülle von Details, die der Abdruck zeigt, nicht
beeinträchtigen. — In den übrigen Figuren, theils von
Herrn Phiaia, theils von mir erhalten, ist beim ersten Blick
die Aehnlichkeit auffällig, die einige, trotz der Verschiedenheit
der Linien, unter einander zeigen. Es ist dasselbe
Gesicht, mit verschiedenem Ausdruck und verschiedener
Lage, manchmal verzerrt, als ob der Unterkiefer von Kautschuk
wäre und sich umgebogen hätte, so dass in derselben
Ebene Flächen erscheinen, die in Wirklichkeit nicht so liegen:
wie Fig. 5, wo das Kinn ganz von vorn ist, etwa nach oben,
das übrige Gesicht im Profil, also zweifellos eine Drehung
des Gesichts stattgefunden hat. Bei andern ist der Mund
abweichend — manchmal geschlossen, sonst mit weit offenen
Lippen. Die Nase ist immer dieselbe, und überall lassen
die Details, bei allen Verschiedenheiten, dasselbe Original
erkennen. Das Ohr ist immer sehr deutlich; Erhöhungen
und Vertiefungen, harte und weiche Theile sind treu wiedergegeben
. Figur 10 zeigt eine Hand und ein Gesicht, letzteres
mit zwei Ohren neben einander — als einziges Detail, das +
doppelt vorkommt. Die Augen sehen oft trübe aus; aber
Form und Belief der Augenlider und die Verschiedenheit
der Ebenen, worin diese und die Augäpfel liegen, sind gut
zu erkennen. Fig. 2 zeigt die Augen offen und nach oben
gerichtet, was zwar in der Photographie nicht zu erkennen
ist, wohl aber im Gipsabguss, wenn man das Licht von
oben darauf fallen lässt. Die Figuren 3 und 7 weichen
von dem allgemeinen Modell ab, sind aber einander ähnlich.
Die erstere stellt ein Frauengesicht dar; Eusapia findet es
ihrer Mutter ähnlich. Gewiss ist, dass zwischen dem Gipsabgüsse
und dem Gesichte des Mediums eine Aehnlichkeit
besteht; man braucht nur die Nase und die Form des
Mundes mit der dicken Unterlippe zu beachten.
Endlich bemerkt man bei allen übrigen Figuren, dass sie
im Profil sind, und dass, abgesehen von ihrer grösseren oder
geringeren Korrektheit der vom Mundwinkel nach dem Ohre
gehende Schenkel des Gesichtswinkels sehr lang ist, als ob
das Gesicht sich etwas gedehnt und den Abstand dadurch
vergrössert hätte; wenn dies nicht davon herrührt, dass sich
die Gesichter in verschiedenen Ebenen zeigen.
Dies sind in grossen Zügen die eigentümlichen Details
der Figuren, die durch ihre Mannigfaltigkeit zu noch weiterem
Studium veranlassen, was ich mir für später vorbehalte.
Neapel-Madrid 1888/89. M. 0. A.
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