Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 159
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0166
Falk Schupp: Der Kampf um den Spiritismus. 159

mehr als drei Vierteln aller Psychologen anstandslos accep-
tirt wird, zwang aber seine Vertheidiger zu einer Folgerung
allgemeiner Art, welche wir hier noch näher betrachten
wollen.

Man setzt voraus, dass alle Wissenschaft auf der
Annahme einer lückenlosen Kausalität basirt; hierunter
versteht man die empirisch gegebene Thatsache, dass wenn
das Ereigniss oder der Zustand A erreicht ist, auf denselben
immer das Ereigniss oder der Zustand B folgen
muss. In der That haben alle Naturwissenschaften diese
Voraussetzung und mit der Vorherrschaft derselben wieder
hat die Kausalität des Naturgeschehens für uns beinahe
den Charakter absoluter Nothwendigkeit. Diese Behauptung
erfährt lediglich dadurch eine Einschränkung, dass wir uns
einer gewissen Macht nicht stets bewusst werden, welche
sie in erheblicher Weise eindämmt: es ist die Macht der
Gewohnheit. Dass ein nicht unterstützter Körper das
Bestreben hat, zu fallen, erscheint uns nach der sich stets
gleichbleibenden Beobachtung als kausale Nothwendigkeit.
Wenn wir daher unvorbereitet in einer spiritistischen
Sitzung Gelegenheit haben, den Körper eines Mediums
ohne jede Unterstützung frei in der Luft schweben zu
sehen, so ist die Macht der Denkgewohnheit so gewaltig,
dass wir uns dem Zeugniss unserer Sinne, dem wir ja sonst
so gern und unbegrenzt vertrauen, verschliessen, indem
wir behaupten: es ist unmöglich! Ist es denn aber wirklich
so ? Keineswegs! Die Zeugnisse über freischwebende Körper
(„Levitation") von Medien sind so zahlreich, und theilweise
von wissenschaftlich so hochstehenden Männern beglaubigt,
dass mq,n an diesen Berichten nur dann zweifeln kann,
wenn man auch jeden anderen Bericht, er betreffe, was er
wolle, bezweifelt. Es ist also nichts weiter, als die Macht
der Gewohnheit, welche wir mit dem Charakter der Nothwendigkeit
bekleiden, und zu einem Scheingesetz hypostasiren.
Den trefflichsten Beleg für diese verhängnisvolle Täuschung
pflegte du Prel öfter zu citiren in jener Anekdote von den
Meteoriden. Die Pariser Akademie erklärte es einfach für
unmöglich, dass Steine vom Himmel fallen können, und
dieser Missbrauch des Kausalgesetzes hatte damals in der
That zur Folge, dass die über Meteorfälle gesammelten,
thatsächlichen Beobachtungen missachtet, resp. geleugnet
wurden. — Genau denselben Missbrauch mit den Bedingungen
der Kausalität erleben wir heute gegenüber den okkulten
Erscheinungen. Es ist beklagenswerth, wie langsam der
geistige Fortschritt des Menschengeschlechtes in solchen
Höhenfragen sich vollzieht, wenn man sich erinnert, dass


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0166