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Gabalke: Zur spiritistischen Hypothese
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Zur spiritistischen Hypothese.
Von Pfarrer a. D. Max CÄubalke.
(Sehluss von Seite 111.)
III.
Zur Beweiskraft der spiritistischen Hypothese übergehend
, eigne ich mir das Schlussresumß von Aksalcow an:
„Welches ist also der Sehluss unserer ganzen Arbeit über
die spiritistische (Geister-) Hypothese ? Der Sehluss lautet:
dass, nachdem wir auf einem mühevollen Wege zu der
Ueberzeugung gekommen sind, dass das individuelle Prinzip
die Auflösung des Körpers überlebt und unter gewissen
Bedingungen sich von neuem durch einen für ähnliche Einflüsse
emfpänglichen menschlischen Körper manifestiren kann
— der absolute Beweis der Identität für die sich mani-
festirende Individualität auf eine Unmöglichkeit hinausläuft
. Wir müssen uns mit einem nur relativen Beweise,
mit der Möglichkeit, die Thatsachen einzuräumen, zufriedenstellen
. Das ist eine Thatsache, von der wir uns zu durchdringen
haben/' An anderer Stelle räumt Aksakorv ein, „dass
nur gewisse Fälle hinreichende Anhaltspunkte zu gewähren
scheinen, um eine wirkende Ursache ausserhalb des Ani-
mismus zu finden, und dass wiederum die Majorität der
Thatsachen meist nur für die dabei Ioteressirten überzeugend
ist." Die Beweiskraft der spiritistischen Hypothese
muss also vollständig geleugnet werden.
Zum Tröste aber für Diejenigen, die diesem Schlüsse
widerstreben, sei bemerkt, dass der Mensch nicht allein von
Vielem überzeugt sein kann, was er gleichwohl nicht
beweisen kann, sondern sogar dass eine bewiesene Thatsache
aufhört, Gegenstand einer Ueberzeugung zu sein. Die
Ueberzeugung ist vielmehr Sache der Intuition als des Intellekts
, ja sie entbindet ihre Berge versetzende Kraft nur,
so weit sie aufgehört hat, intellektuell begriffen zu sein,
nachgewiesen werden zu können. Credo quia absurdum!
Mir scheint dasselbe auch das Goe(he>sche Wort auszudrücken:
„Was ich recht weiss, weiss ich nur mir selbst." Meine
untersuche, bei dem es sich hei ausgestellt habe, dass der Betreffende ein
Paranoiker sei, einen „wahren Stmm erregt" habe, ohne dass jedoch jemand
Lust verspürte eine Erwiderung zu schreiben Andererseits liegt uns das
Urtheil aes exakt wissenschaftlich gebildeten Assistenten eines hiesigen naturwissenschaftlichen
Universitätsinstituts vor, welcher an den KniepP*chvn
Theorien so lebhaftes Interesse nahm, dass er schon seit einiger Zeit mit
dem Autor in Briefwechsel darüber getreten ist. Ob aber eine weitere Erörterung
dieser Streitfrage im Wunsch der Mehrzahl unserer Leser liegt, erscheint
uns selbst allerdings nach Obigem zweifelhaft. — Red.
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